Kloiber dementiert: Lebenswerk wird nicht versilbert

Ein Branchendienst vermeldete am Freitag in seiner gedruckten Ausgabe sowie im Online-Angebot von der angeblichen Übernahme der Tele München Gruppe durch die RTL Group, was zwar in den vergangenen Tagen mehrfach spekuliert wurde, allerdings am frühen Freitagabend von Herrn Kloiber dann in deutlichen Worten dementiert wurde.

So ist in der schriftlichen Gegendarstellung aus München zu lesen: „Unwahr ist, dass Tele München – Chef Herbert Kloiber – in diesem Jahr sein Lebenswerk versilbern wird. Wahr ist, dass Herr Dr. Herbert Kloiber sein Unternehmen, die Tele München-Gruppe nicht veräußern wird und dies auch nicht beabsichtigt.“

Foto: PhotocaseLaut verbreiteter Meldung hätte sich die RTL Group mit dem Deal auch Kloibers Anteile an RTL II gesichert. Auch hier allerdings widerspricht Kloiber  schriftlich: „Unwahr ist, dass damit RTL die Mehrheit an RTL II und dem TV-Sender Tele 5 erwirbt. Wahr ist, dass RTL hierdurch weder die Mehrheit an RTL II noch Tele 5 erwirbt, da kein Verkauf beabsichtigt ist.“

Der Tonfall der Gegendarstellung und die schriftlich fixierte Aussage, Kloiber werde sein Lebenswerk 2005 nicht versilbern und habe auch keine Absicht dies überhaupt zu tun, widerlegt dann auch die zuvor vermeldete Information, Kloiber und RTL würden den Deal vorerst „unter der Decke halten wollen“. Hierzu kommentiert Kloiber schriftlich: „Wahr ist, dass kein Deal abgeschlossen, noch nicht einmal beabsichtigt ist.“

In juristischem Sprachlaut heißt es außerdem: „Wahr ist, dass Herr Dr. Herbert Kloiber sich nicht mit der RTL-Group über den Verkauf der Tele München-Gruppe geeinigt hat. Richtig ist vielmehr, dass hier weder Verhandlungen geführt werden, noch Verträge abgeschlossen wurden.“ Vor diesem Hintergrund hat Kloiber den, die entsprechende Meldung verbreitenden Branchendienst, schriftlich abgemahnt, wie die Tele München Gruppe am späten Freitagnachmittag mitteilt.

Kloiber: Der letzte Münchener Medienmogul

Wenn vor einigen Jahren von einem Münchner Medienmogul die Rede war, ging es meist um Leo Kirch. Der Zusammensturz seines Imperiums sorgte monatelang für Schlagzeilen und machte den Mann im Hintergrund plötzlich zur Frontfigur. Nach seinem unfreiwilligen Abtritt aus dem deutschen Mediengeschäft, bleibt aber ein weiterer Medienmogul übrig, der mit Kirch die Liebe zum Hintergrund teilte: Dr. Herbert Kloiber.

Obwohl Kloiber erst Ende März letzten Jahres in einem knappen Kampf mit RTL der Senderfamilie ein 230 Millionen Euro schweres Warner Brothers-Filmpaket vor der Nase wegschnappte, wurde die Rolle seiner Tele München Gruppe und damit auch seine Rolle im deutschen Medienmarkt selten öffentlich wahrgenommen. Kinogängern dürfte die Tele München Gruppe durch Nennung im Vorspann von Concorde Film-Produktionen fast bekannter sein als dem gemeinen Fernsehzuschauer.

Dabei wagte sich Kloiber, finanziell gut ausgestattet, 2002 selbst auf das mehrere hundert Millionen Euro teure Parkett der Fußball-Bundesliga-Rechte. Die „Süddeutsche Zeitung“ prophezeite damals, eine Vergabe der Free- und PayTV-Rechte an Kloiber würde die Pleite für den PayTV-Anbieter Premiere bedeuten. Dies kam nicht so, macht aber deutlich wie Kloiber zwar im Hintergrund aber dennoch aktiv in der deutschen Medienlandschaft aktiv war.

Im November erst wurde Kloiber bei der International Emmy Awards Gala in New York mit dem Directorate Award für sein langjähriges und außerordentlich erfolgreiches Engagement im internationalen Medienbereich geehrt. Frühere Preisträger dieser Auszeichnung waren u.a. Ted Turner, Akio Morita (Gründer und CEO von Sony Corp.), Silvio Berlusconi (mit dem er in den 80er Jahren Tele 5 zum ersten Mal startete), André Rousselet (Gründer von Canal Plus), sowie Prof. Dieter Stolte. Im Jahre 2003 erhielt diesen Preis Greg Dyke, der bis Ende vergangenen Jahres General Director der BBC war.

Mit seiner Experimentierfreudigkeit überraschte Kloiber in der Vergangenheit schon oft: Ob der Versuch mit dem Frauensender tm3 (in Anlehnung an Tele München 3) auf Zuschauerfang zu gehen, sein Engagement beim bundesweiten Jugend-Radiosender Megaradio, der Einstieg bei der Kinokette Cinemaxx oder die Beteiligung beim ersten bundesweiten österreichischen Privatsender ATV Plus: Der Name Kloiber war gerade aufgrund seiner Investitionsfreude deshalb auch oft im Zusammenhang mit Übernahmen im Gespräch. Zuletzt brachte ihn die „Süddeutsche Zeitung“ vor einem Jahr selbst als Investor für VIVA ins Gespräch.

Erst in dieser Woche legte Kloiber die aktuellen Geschäftszahlen für die Tele München Gruppe vor, die er seit dem Rückkauf einiger von EM.TV gehaltener Anteile wieder alleine besitzt und führt. Die Erlöse der TMG seien 2004 um 5,5 Prozent auf 225,7 Millionen Euro gestiegen, der Gewinn vor Steuern und Zinsen sei mit 16,3 Millionen Euro fast vervierfacht worden.