Transparency International hat die Ergebnisse seines alle drei Jahre erhobenen "Globalen Korruptionsbarometers" vorgestellt, für das in 107 Ländern die Bevölkerung befragt wird, wie korrupt einzelne Sektoren wahrgenommen werden. Auffällig ist dabei das schlechte Abschneiden der Medien in Deutschland. Auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht korrupt) bis 5 (höchst korrupt) erhalten Medien nur noch einen Durchschnittswert von 3,6. Im Vergleich zur Umfrage im Jahr 2010 stieg der Wert damit um 0,6 Punkte.
Nur die Privatwirtschaft und Politische Parteien werden als noch korrupter eingeschätzt, erstmals rangieren die Medien aber hinter Öffentlicher Verwaltung und dem Parlament. Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland: "Die kritische Berichterstattung durch die Medien spielt eine wichtige Rolle bei der Korruptionsbekämpfung. Es ist daher ein alarmierendes Zeichen, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien zu sinken scheint. Wir brauchen eine Diskussion darüber, wie die Unabhängigkeit und Qualität der Medien langfristig gewährt werden kann."
So würden zunehmende wirtschaftliche Probleme, vor allem bei den Printmedien, prekäre Arbeitsverhältnisse von Journalisten und Abhängigkeiten von Anzeigekunden in der Praxis immer wieder zu Interessenkonflikten führen. Transparency Deutschland fordere daher, dass Strukturen und Prozesse der Verlage und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten unter dem Gesichtspunkt der Korruptionsbekämpfung und der Transparenz überprüft werden müssen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk solle detaillierter über die Verwendung von Gebührengeldern Auskunft geben.
Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken forderte als Reaktion auf den Bericht die Medienunternehmen auf, die wirtschaftliche Basis von Journalistinnen und Journalisten zu stärken. "Insbesondere Freiberufler müssen auch künftig in der Lage sein, vom Journalismus zu leben. Andernfalls gerät die Unabhängigkeit der Medien nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung in eine noch größere Schieflage. Mit diesem Wert darf sich kein einziges Medienunternehmen in Deutschland abfinden." Konken weiter: "Die Glaubwürdigkeit ist das höchste Gut von Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Online-Portalen. Wenn die Menschen den Medien nicht mehr vertrauen, ist es höchste Zeit, gegenzusteuern. Wenn Leser, Zuschauer und Hörer den Eindruck gewinnen, dass nicht mehr sorgfältig zwischen Werbung und journalistischen Inhalten getrennt wird, ist das fatal."