Am Donnerstagabend ist in Hamburg der Deutsche Radiopreis verliehen worden - und mehr als 60 Wellen übertrugen ihn live, auch wenn es vermutlich für die meisten Hörer im Süden eher von begrenztem Interesse sein dürfte, wenn Radiomacher aus dem Norden ausgezeichnet werden und umgekehrt. Die Übertragung auf derart vielen Sendern zeigt in gewisser Weise aber auch, wie stolz die Branche auf sich selbst ist und wie sehr man die Arbeit der Kollegen schätzt. Beim Deutschen Fernsehpreis verhält sich die Lage dagegen völlig anders. Seit Jahren schon hat man als Beobachter mitunter das Gefühl, die Verleihung sei eher zu einer lästigen Pflichtveranstaltung verkommen.

Insofern passt der Eklat, der nun bekannt wurde, durchaus gut ins Bild. Sat.1 hat sich nämlich dazu entschlossen, den Fernsehpreis nicht - wie ursprünglich seit langer Zeit geplant - am 3. Oktober auszustrahlen. Stattdessen gibt es die Gala, für die Sat.1 seine "Promi Big Brother"-Moderatoren Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn als Gastgeber verpflichtet hat, nun erst einen Tag später zu sehen. Und zwar nicht um 20:15 Uhr, sondern zwei Stunden später. Das geht aus einer Programmänderung hervor, die der Sender nun heimlich, still und leise beschlossen hat. Die Entscheidung fiel dabei so kurzfristig, dass aktuell noch nicht mal auf der Website des Fernsehpreises das korrekte Datum genannt wird.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" spekuliert bereits über mögliche Gründe für die Entscheidung. Angeblich fühlt sich ProSiebenSat.1 von zwei weiteren Stiftern düpiert. Konkret geht es um ARD und RTL, die gegen den Fernsehpreis vermeintlich besonders attraktive Programme senden - im Ersten gibt es eine XXL-Ausgabe der "Dalli Dalli"-Neuauflage "Das ist Spitze!" zu sehen, RTL zeigt seinen Krach-Bumm-Film "Helden", der mit Stars wie Armin Rohde, Heiner Lauterbach und Hannes Jaenicke äußerst prominent besetzt ist. Fest steht all das schon seit einigen Wochen, doch dass sich Sat.1 erst jetzt für die Verschiebung entschied, deutet darauf hin, dass man sich selbst die Entscheidung zumindest nicht ganz leicht gemacht hat.

Allzu groß dürfte die Vorfreude in Unterföhring, den Fernsehpreis übertragen zu dürfen, ohnehin kaum gewesen sein. Als man die Gala zuletzt vor vier Jahren sendete, waren im Schnitt nur etwas mehr als 1,3 Millionen Zuschauer dabei - und das, obwohl man mit Anke Engelke und Bastian Pastewka in ihren Rollen als Wolfgang und Anneliese zwei mutmaßlich populäre Gesichter durch den Abend führen ließ. Geholfen hat diese Maßnahme aber nicht, wie man rückblickend weiß. Und auch die Idee, den Deutschen Fernsehpreis nun stets am 2. Oktober auszurichten und am Tag der Deutschen Einheit aus der Konserve auszustrahlen, hat sich bislang nicht gerade als der Weisheit letzter Schluss entpuppt. Erst im vergangenen Jahr musste das ZDF die Gala verschieben, weil sie sonst mit der Champions League kollidiert wäre.

Und vor zwei Jahren machte übrigens ProSieben den Kollegen von RTL das Leben schwer - indem man mit "Isenhart" ebenfalls einen Event-Film gegen den Fernsehpreis programmierte. Ganz so, wie es nun RTL mit seinen "Helden" tut. Dabei kann man den Fernsehmachern noch nicht mal vorwerfen, an einem Feiertag auf besondere Programme setzen zu wollen. So gesehen ist womöglich eher der Deutsche Fernsehpreis am 3. Oktober fehl am Platze. Dabei wäre eine Lösung des Problems doch eigentlich so einfach: Mit einer Live-Ausstrahlung am 2. Oktober ließe sich womöglich so mancher unnötigen Diskussion aus dem Weg gehen. Damit ist in diesem Jahr aber wohl kaum noch zu rechnen. Und so wird Sat.1 am 3. Oktober nun anstelle der Gala lieber "Criminal Minds" ausstrahlen und vor dem Fernsehpreis den Actionfilm "Kiss & Kill" einschieben. Wenn das mal nicht sinnbildlich für den Streit hinter den Kulissen ist.