Die Mediengruppe RTL Deutschland soll Zuwachs bekommen. "Allerdings nicht im Free-TV, sondern im Bezahlfernsehen, wo wir bereits drei sehr erfolgreiche Kanäle haben", erklärt RTL-Chefin Anke Schäferkordt im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Wir werden im ersten Halbjahr 2014 einen neuen Pay-TV-Sender starten. Damit bauen wir unsere Senderfamilie aus und investieren weiter in werbeunabhängige Geschäfte. Das Angebot wird sich auf hochkarätige Dokumentationen konzentrieren."



Bei dem neuen Sender arbeiten zwei Bertelsmann-Töchter zusammen. "Den Sender Geo Television werden wir in Kooperation mit den Kollegen von Gruner + Jahr auf den Bildschirm bringen", kündigt Schäferkordt an. "Wir kennen uns gut und haben einen kurzen Draht", sagt die RTL-Chefin über G+J-Chefin Julia Jäkel. "Aber auch die unterschiedlichen Bereiche unserer Häuser sind gut verzahnt. Kooperationen wie diese zwischen der Mediengruppe RTL und Gruner + Jahr sind keine erzwungenen Projekte, sondern solche, die wachsen, wo es Sinn macht."
 
Ob sich bei dem neuen Sender allerdings auch im Sendealltag spürbare Synergien ergeben, bleibt noch abzuwarten. Die Marke "Geo" glänzt, aber nur im Zeitschriftenmarkt. Eigenes Bewegtbild-Programm kann "Geo" nicht zusteuern, so dass RTL auf dem Markt einkaufen werden muss. Ein Markt, auf dem sich auch in Deutschland schon viele internationale Sendermarken wie u.a. National Geographic oder Discovery Channel, tummeln. "Ja, aber wir haben ein sehr starke, klar positionierte Marke", setzt Schäferkordt dem entgegen.

Der neue Sender werde hochwertige und preisgekrönte Dokumentationen zu den Themen Natur, Technik, Forschung, Abenteuer und Weltgeschehen zeigen. Die ausgestrahlten Formate würden "dieselbe hohe inhaltliche und visuelle Qualität haben, für die auch das Magazin 'Geo' steht", heißt es dazu auch in einer Mitteilung der Mediengruppe RTL Deutschland am Montagmorgen.

"Es freut uns sehr, dass 'Geo' als erste Marke aus dem Hause Gruner + Jahr nun auch mit einem eigenen Pay-TV-Spartenkanal an den Start gehen wird. 'Geo' steht für die starke Visualisierung hochwertiger Inhalte, und das werden wir nun umfassend auch im Fernsehen zeigen können. Dass der Launch von Geo Television auf einer intensiven Zusammenarbeit der beiden Bertelsmann-Töchter RTL und Gruner + Jahr fußt, verleiht ihm außerdem einen besonderen strategischen Reiz", erklärt "Geo"-Chefredakteur Peter-Matthias Gaede.

Ein neuer frei empfangbaren Fernsehsender nach RTL Nitro ist derzeit nicht geplant, wie Anke Schäferkordt im "SZ"-Interview noch einordnet: "Kurzfristig zumindest nicht. Aber wir haben den Markt genau im Blick." Ein Markt, der sich weiter aufspalten werde - "schon alleine angesichts der technologischen Entwicklung. Da ist noch einiges möglich. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Jahren weitere Sender starten werden. Irgendwann gibt es dann aber eine natürliche Grenze. Das Werbevolumen wächst ja nicht mehr kontinuierlich, und der Markt kann dann keine neuen Sender mehr finanzieren."

Über das neue Joint Venture mit CBS in Asien, RTL CBS Entertainment, sagt Schäferkordt: "Das ist eine überschaubare Investition, aber wir sammeln wichtige Erfahrungen (…) Diese Märkte wachsen deutlich, ganz im Gegensatz zu Europa. Darüber hinaus tragen diese Pay-TV-Sender dazu bei, unsere werbeunabhängigen Umsätze weiter auszubauen." Sowohl international als auch national bleibt viel zu tun, was für Anke Schäferkordt stets ein Pendeln zwischen dem Sitz der Mediengruppe RTL Deutschland in Köln und dem der RTL Group in Luxemburg bedeutet. "Den Weg durch die Eifel kenne ich inzwischen ganz gut", erklärt Schäferkordt.