Es ist seit Jahrzehnten gute Tradition, dass die Sportjournalisten zum Jahresende darüber entscheiden, wer sich Sportler des Jahres nennen darf. Doch seit einigen Jahren wird der Spieß nun umgedreht: Mit dem nach dem legendären Herbert Zimmermann - Sie wissen schon: "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen" - benannten "Herbert-Award" werden seit 2005 alle zwei Jahre Sportjournalisten, -publikationen und -sendungen geehrt - und zwar von allen Athleten mit Bundes- und Landeskaderstatus, aber auch Teamsportlern aus den Bundesligen im Fußball oder Handball, sowie von Einzelsportlern. Knapp drei Stunden dauerte die fünfte Auflage der Preisverleihung, die am Montagabend in Hamburg stattfand. Ein feierlicher Abend, der Journalisten, Sportler und Funktionäre vereinte.

Den Höhepunkt gab es dabei ganz zum Schluss, als der langjährige DFB-Mediendirektor Harald Stenger geehrt wurde. Stenger leitete in seinem Leben rund 1.000 Pressekonferenzen und wurde vor allem im Umfeld von Welt- und Europameisterschaften längst nicht nur von den Reportern, sondern auch von zahlreichen Fernsehzuschauern geschätzt. In Hamburg erhielt er nun den Herbert-Award für sein Lebenswerk, genauer gesagt für seine Arbeit rund um die Fußball-Nationalmannschaft. "Ich habe noch keine Ambitionen, möglichst bald in die Kiste zu springen", scherzte der sichtlich bewegte Stenger, der keinen Hehl daraus machte, dass sein Abschied vom DFB nicht ganz freiwillig erfolgte. "Ich habe mich zurückgezogen oder man kann sagen: Ich bin zurückgezogen worden."

Schließlich versuchte Stenger in Worte zu fassen, was er über Jahre hinweg mit seiner Arbeit anstrebte. "Ich wollte immer den Spagat hinbekommen zwischen dem, der so etwas wie der PR-Stratege ist, und dem Service-Mann für die Journalisten." Dabei habe er intern immer wieder klar machen wollen, dass die Journalisten nicht so seien wie man sie gerne mal einschätze. "Es war eine grandiose Zeit, aber ich habe in all der Zeit nicht mehr gemacht als meine Pflicht: Die Pflicht eines Sprechers, für beide Seiten da zu sein." Zuvor waren die Preise gerecht verteilt worden, wobei sich Springer gleich doppelt freuen durfte: Erst wurde die "Bild am Sonntag" für den besten Sportteil einer Wochenzeitung ausgezeichnet, dann erhielt auch noch die "Bild" den Preis für den besten Sportteil einer Tageszeitung.

Als beste Sportfachzeitschrift wurde der "kicker" geehrt - das Magazin setzte sich gegen "Sportbild" und "11 Freunde" durch. Ein besonderer Schwerpunkt wurde bei der Verleihung auf die Fernsehberichterstattung gelegt. Geehrt wurden dabei gleich zwei ARD-Gesichter: Einerseits Reinhold Beckmann als bester Sportmoderator, andererseits Mehmet Scholl als bester Experte. Frank Buschmann erhielt derweil den Herbert-Award für seine Kommentatoren-Leistung. Dabei ist Buschmann längst nicht mehr nur im Fernsehen aktiv - insbesondere auf Facebook pflegt er inzwischen eine besondere Nähe zu den Fans und mit "Buschi TV" hat er kürzlich gar einen eigenen YouTube-Channel an den Start gebracht. Dass er sich noch während der Gala auf Facebook zu Wort meldete, passte da nur allzu gut ins Bild.

Buschmanns ehemalige Kollegen von Sport1 erhielten indes auch einen Preis - und zwar für den besten Internet-Auftritt. Als beste Sportsendung wurde die Bundesliga-Konferenz von Sky ausgezeichnet, die sich gegen das ZDF-"Sportstudio" und die BR-Sendung "Blickpunkt Sport" durchsetzte. Hier nahm Sky-Sportchef Burkhard Weber den Preis auf der Bühne entgegen. Und dann war da auch noch Jochen Breyer, der in den vergangenen Monaten eine wahrlich fulminante Karriere hinlegte. Der 30-Jährige, der seit dem vergangenen Jahr neben Oliver Welke die Champions League moderiert und ab November auch noch das "Sportstudio" übernehmen wird, erhielt den Preis als bester Newcomer. Breyer dankte vor allem seinem Sportchef Dieter Gruschwitz, "der den Mut hatte, so ein Milchgesicht vor die Kamera zu stellen".