Er war ein stiller Arbeiter und alles andere als ein Lautsprecher: Ulrich Flatten führte als Geschäftsführer des Düsseldorfer Shoppingsenders QVC das Unternehmen von einem kleinen Spartenkanal zu einer hochprofitablen Senderfamilie und der unangefochtenen Marktführerschaft im deutschen Teleshopping. In der Fernsehbranche trat Flatten nicht oft auf. Hin und wieder mal beim Medienforum NRW - wo er als einer der Sponsoren dann auch auf dem Podium saß. Doch sonst sah Flatten sein Unternehmen weniger als Fernsehsender - eher als Versandhaus mit angeschlossenem Vertriebskanal TV. Auch deshalb beschäftigt sich die Fernsehbranche selten mit der manchmal immer noch als ungeliebtes Familienmitglied betrachteten Teleshopping-Welt. Und das trotz nicht unerheblicher Umsätze, auch wenn die sowie auch der Gewinn im Jahr 2012 bei QVC zuletzt leicht rückläufig waren. Der Sender befinde sich "in einer Entwicklungsphase", so formulierte es Flatten Mitte Oktober als sein baldiger Abschied nach mehr als zwölf Jahren bekannt wurde. Der TV-Sender werde zunehmend zu einem Multimedia-Versandhändler.



In diesem Zuge erscheint eine Programmveränderung bei QVC nachvollziehbar zu sein: Wie das Medienmagazin DWDL.de erfuhr, informierte Thomas Müller, Director TV bei QVC, die Mitarbeiter an diesem Freitag darüber, dass QVC ab Frühjahr 2014 sein tägliches Live-Programm auf 17 Stunden kürzen werde. Bislang verteidigte Geschäftsführer Flatten stets das 24-Stunden-Live-Programm als Premium-Merkmal zur Unterscheidung vom Wettbewerb. Doch wenig überraschend war das nächtliche Live-Programm aufgrund von diversen Schichtzuschlägen die teuersten Programmstrecken - bei gleichzeitig mit weitem Abstand niedrigsten Umsätzen. Auf DWDL.de-Anfrage bestätigte QVC-Unternehmenssprecher Mario Ullrich am Freitagnachmittag die Veränderung. "Vorausgegangen ist eine umfassende Analyse, mit der wir in den letzten Monaten unseren Studiobetrieb vor dem Hintergrund unserer inzwischen erfolgreich etablierten weiteren Vertriebskanäle mit insgesamt drei TV- sowie Onlineangeboten und dem veränderten Bestellverhalten unserer Kunden untersucht haben. Ziel dieser Analyse war es, Erkenntnisse über mögliche Optimierungen unseres On-Air-Angebotes zu gewinnen", erklärt der QVC-Sprecher und nennt gleich auch die Ergebnisse der QVC eigenen Analyse:

  • "Die Umsätze mit unseren aufgezeichneten Inhalten in den Nachtstunden haben unsere Erwartungen übertroffen und sich bewährt."
  • "Die Notwendigkeit zum Livebetrieb im Nachtprogramm ist auf Grund unserer zahlreichen neuen Kanäle, mit denen wir unseren Kunden auf verschiedenen Wegen rund um die Uhr unser Angebot verfügbar machen, nicht mehr erforderlich."
  • "Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen, ist das Verhältnis von Kosten zu Umsatz für die Produktion unserer Nachtstunden inzwischen nicht mehr wirtschaftlich."
  • "Zudem sind wir überzeugt, mit der Teilnahme von Gästen und Models in den zukünftig nachts ausgestrahlten Aufzeichnungen die Attraktivität unseres Nachtprogramms noch einmal steigern zu können. "

Deshalb kappt QVC also die Overnight-Sendungen und spart sich damit 7 Live-Programmstunden pro Tag. Eine Einsparung, die Folgen hat. Von dieser Änderung sind neun Abteilungen des Produktionsbetriebes betroffen, darunter u.a. Regie, Backstage, Moderatoren. Insgesamt könnten durch die Reduzierung des Programmvolumens um immerhin 30 Prozent zahlreiche Arbeitsplätze betroffen sein. Von 35 bedrohten Arbeitsplätzen ist die Rede. QVC-Sprecher Mario Ullrich teilt dazu mit: "Wir führen mit dem Betriebsrat Gespräche über diese Umstrukturierung. Wie sich diese Veränderung konkret auf die Mitarbeiter auswirken wird, wird sich in den Gesprächen mit dem Betriebsrat ergeben." Die im Raum stehende Zahl von 35 betroffenen Arbeitsplätzen kommentiert er nicht.