2,68 Millionen Zuschauer haben sich am 13. Mai des vergangenen Jahres die SWR-Reportage über Daimler angesehen. Eigentlich nicht viele, wenn man nach dem Marktanteil geht. Doch Daimler hat aus der Sendung einen Image-Schade davon getragen. Nicht nur wegen der Zuschauer, sondern auch wegen dem gewaltigen Presse-Echo im Anschluss. SWR-Reporter Jürgen Rose arbeitete für die Reportage undercover im Untertürkheimer Mercedes-Werk, mit dabei hatte er natürlich immer eine versteckte Kamera.
Zunächst sah es dann auch so aus, als würde Daimler reumütig klein beigeben. Personalvorstand Wilfried Porth sagte in der "Stuttgarter Zeitung", dass man den Partner-Unternehmen bei Werkverträgen nicht "blind vertrauen" könne. Es laufe manches im Einzelfall "nicht so, wie vertraglich vereinbart." Inzwischen hat man beim Autobauer aber andere Töne angeschlagen und Klage gegen den SWR eingereicht.
Das Hauptanliegen: Der Sender soll die Reportage nicht noch einmal zeigen. Falls doch, soll der Sender laut Klageschrift 250.000 Euro Ordnungsgeld zahlen. Ersatzweise sei Ordnungshaft am Intendanten zu verhängen - also Peter Boudgoust höchstpersönlich. Schon kurz nach der Ausstrahlung begann der Rechtsstreit zwischen Daimler und dem SWR. Der Vorwurf: Der Sender hätte im Werk gar nicht drehen dürfen, das sei schließlich verboten. Eine entsprechende Unterlassungserklärung wollte der SWR damals aber nicht abgeben.
Beim Sender hielt man dagegen: Um Missstände öffentlich zu machen, sei das heimliche Drehen notwendig gewesen. Noch ist also völlig offen, wie dieser Fall ausgehen wird. Am 8. Mai treffen sich beide Parteien erstmals vor dem Landgericht Stuttgart. Laut "Stuttgarter Zeitung" wird das Gericht auf eine gütliche Einigung drängen. Sollte es die nicht geben, folgt das Gerichtsverfahren.
Bei Youtube war die Undercover-Reportage übrigens bis zum frühen Montagmorgen zu sehen. Nach den ersten Berichten über die Daimler-Klage ist das Video inzwischen jedoch gesperrt.