Die Pläne des Bayerischen Rundfunks, das neue Jugendradio Puls künftig über die UKW-Frequenzen zu senden, die bislang für BR Klassik genutzt wurden, stoßen nicht nur von Seiten der Privatsender-Konkurrenz auf Kritik. Auch der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) äußerte nun Zweifel an dem Vorhaben. "Mit großer Sorge" habe man die Diskussionen zur Kenntnis genommen, heißt es in einer am Donnerstag verabschiedeten Resolution. "Durch die Pläne des BR besteht die Gefahr, dass das über Jahrzehnte gewachsene austarierte Gleichgewicht im dualen System zwischen den Hörfunkprogrammen des Bayerischen Rundfunks und denen der privaten Anbieter aus dem Lot gerät."

Nachdem die Ausstattung mit UKW-Frequenzen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk historisch bedingt ohnehin wesentlich besser seien als für die privaten Anbieter, würde ein Jugendradio des BR über UKW zu einer Wettbewerbsverzerrung auf dem Hörermarkt gegenüber den jugendorientierten Programmen der privaten Anbieter führen. "Dies hätte auch dann schwerwiegende Auswirkun¬gen, wenn das Programm des BR werbefrei ausgestrahlt würde, da weniger Hörer für die privaten Anbieter automatisch weniger Werbeeinnahmen zur Finanzierung ihrer Programme bedeuten", so die Meinung des Medienrates.

Darüber hinaus würde die nachträgliche Versorgung eines vom BR digital konzipierten Programms mit analogen Frequenzressourcen auch einen Schlag für die weitere erfolgreiche Entwicklung des digitalen Radios bedeuten und die bisherige Vorreiterrolle Bayerns bei der Digitalisierung des Hörfunks in Frage stellen, heißt es weiter. "Der Austausch eines digital verbreiteten Programms gegen ein analog verbreitetes Programm ist deswegen nach dem Rundfunkstaatsvertrag auch ausgeschlossen; das Bayerische Rundfunkgesetz ist in dieser Frage rechtlich widersprüchlich." Der Medienrat erwarte eine baldige Aufnahme der bereits angekündigten Gespräche mit dem BR.

Dort kann man die Aufregung dagegen nicht verstehen und schiebt das "deutliche Defizit", das man bei den unter 40-Jährigen habe, als Grund für die geplanten Änderungen vor.  "Sollte die Entscheidung - nach eingehender Diskussion im Rundfunkrat - fallen, die BR-Jugendwelle Puls über UKW zu verbreiten, ist dies kein Angriff auf private Sender oder das duale System", stellte Albrecht Hesse, Juristischer Direktor und stellvertretender Intendant des Bayerischen Rundfunks, klar. "Puls hebt sich mit einem hohen, journalistisch anspruchsvollen Wortanteil und einer von Newcomern und regionalen Bands geprägten Musikfarbe klar von privaten Massenwellen ab." Die Konkurrenten wird das freilich kaum beruhigen.