Harald Schmidt sucht für sein Studio offenbar doch keinen Nachmieter. Nach dem Ende seiner Late-Night-Show will der Moderator das Studio 449 ab Herbst zu einem Theater umfunktionieren. Das kündigte er in einem Interview mit dem österreichischen Radiosender Ö3 an. "Ich werde ab Herbst auf der Bühne stehen. Ich habe dann mein eigenes Theater, bei dem ich nach Lust und Laune die Schweinwerfer anmache, und wenn ich Material habe, das mir Spaß macht, werde ich in verschiedenen Varianten auftreten und es über die sozialen Netzwerke verkünden", sagte Schmidt, dem es auf die große Reichweite nicht mehr anzukommen scheint: "Ich werde dann für drei oder zehn oder maximal 350 Zuseher auftreten, wir schaffen ein Kölner Westend."

Mit dem Ende seiner Show hat sich Schmidt offensichtlich abgefunden. "Manche Sachen laufen sich tot. Ich habe selber auch das Gefühl: 'Es reicht, ich habe nicht mehr die Kraft.' Mein großes Idol Ratzinger hat da wieder die Maßstäbe gesetzt. Was mir fehlen wird, ist der weiße Hubschrauber mit dem ich nach Castel Gandolfo geflogen werde." Bisher sei die Show noch nicht reif gewesen, um abgesetzt zu werden. Das sei jetzt anders. Schmidt: "Wir waren bei jedem Sender und mittlerweile gibt es keine Sender mehr, die sich dafür interessieren. Es gibt auch keine Fernsehchefs mehr, bei denen ich sage, da hätte ich länger als drei Minuten Lust, mir etwas anzuhören. Es sind nur mehr gesichtslose austauschbare Typen, die mir sagen 'Könnten Sie mir die Nummer von Hape Kerkeling besorgen?'"

Auch ein neues Format kommt für Harald Schmidt nicht mehr in Frage. "Ich sitze zuhause und gucke Jauch und sage mir: 'Bin ich froh, dass ich das nicht machen muss.' Auf gar keinen Fall komme ich mit einem superneuen Konzept, von dem ich hoffe, dass es den Leuten gefällt", betonte Schmidt in Ö3. Eine Ausnahme macht er dann aber doch: "Ich kann mir nur vorstellen, wenn Markus Lanz von zwei Zwangsprostituierten in Bruneck festgehalten wird und man braucht Ersatz, dann könnte ich eine Late Night Sendung für vier Tage abliefern, als Springer." Seinem Kollegen Thomas Gottschalk rät Harald Schmidt indes auch unumwunden zum Abschied: "Wenn Gottschalk endlich realisiert, dass seine Zeit vorbei ist, wird er einen fantastischen Lebensabend verbringen."

Dessen Show sehe aus "wie ein Klassenzimmer, ist aber eigentlich unter dem Dschungel. Ich würde mir das an seiner Stelle nicht mehr antun", so Schmidts Ratschlag an den langjährigen "Wetten, dass..?"-Moderator, der inzwischen bei RTL zu sehen ist. Von Gottschalks Nachfolger Markus Lanz ist Schmidt nicht überzeugt, weil ihm die Starpower fehle. "Lanz arbeitet das solide ab, aber es flirrt nicht. Niemand kopiert Lanz, niemand will der neue Lanz werden", sagte Schmidt im ausführlichen Ö3-Interview. "Ich drücke ihm aber die Daumen, dass er das bis zum St. Nimmerleinstag beim ZDF durchzieht. Die Quote bei 'Wetten, dass...?' ist sowieso wurscht, weil die Geschichte dieser Show ist fertiggeschrieben. Das neue Familienereignis ist der Dschungel."

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