Sollten Online-Chefredakteure auch in der Führungsmannschaft ihrer jeweiligen Print-Ableger etwas zu sagen haben? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigte sich die Branche in den vergangenen Tagen. Ausgelöst wurde die Debatte durch einen Bericht in der "Zeit". Dort hieß es, leitende Redakteure der "Süddeutschen Zeitung" wollen verhinden, dass "Süddeutsche.de"-Chefredakteur Stefan Plöchinger in die Chefredaktion der Zeitung aufsteigt. Das Wort Kapuzenpulliträger machte die Runde. Der Hoodiejournalismus war geboren.
Nun kündigt das "Handelsblatt" an, sich digital zu verstärken. Und zwar in Form ihres Online-Chefs Oliver Stock, der in die Chefredaktion der Zeitung berufen wird. Damit sei Stock "der erste 'Digitale' in der Chefredaktion seit Gründung der Zeitung", heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Unter Leitung von Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs führt Stock gemeinsam mit Sven Afhüppe und Thomas Tuma die Gesamtredaktion.
"Print und Online gehören zusammen wie Überschrift und Vorspann. Was liegt da näher als eine einheitliche Redaktionsleitung? Es kommt nicht darauf an, über die digitale Welt zu reden, sondern sie zu verändern", sagt Hans-Jürgen Jakobs. Der frisch gebackene "Handelsblatt"-Chefredakteur Stock ergänzt: "Welche Geschichte wir erzählen und wie wir die beste Dramaturgie dafür schaffen, ist zuerst eine Frage des Themas und dann der Kanäle. Das entscheiden wir gemeinsam."
Stock arbeitet bereits seit 2000 für das "Handelsblatt" und war unter anderem schon Auslandskorrespondent und Leiter des Finanz-Ressorts. Im Juni 2011 übernahm er schließlich "Handelsblatt Online" als Chefredakteur. "Handelsblatt.com" erreichte im Februar dieses Jahres 16,8 Millionen Visits (IVW), 2013 erwirtschaftete das Portal laut Verlagsangaben erstmals aus eigener Kraft einen Gewinn.