"Wir verkaufen uns nicht unter Wert": Mit diesem Slogan will die Münchner "Abendzeitung" ab dem 28. April noch einmal angreifen. Wie ernst es den Blattmachern ist, zeigt der Blick auf den Preis - der soll nämlich kräftig angehoben werden. Künftig ist eine Ausgabe nicht mehr für 60 Cent zu haben sondern für einen Euro. Am Wochenende soll sich der Preis von 80 Cent auf 1,20 Euro erhöhen. Das kündigt Insolvenzverwalter Axel Bierbach in der Mittwochs-Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung" an. Durch die Mehrerlöse sowie die erst kürzlich ausgehandelte Senkung der Druckkosten könne es gelingen, die Verluste der Zeitung von etwa zehn Millionen Euro pro Jahr auf drei bis vier Millionen zu reduzieren.

Über die geplante Kampagne sagt Bierbach: "Sie setzt den neuen Zeitungspreis in Relation zu den Kosten von einem Cappuccino, einer Kinokarte, einer Maß Bier - Dinge, für die wir alle viel mehr Geld ausgeben, ohne darüber viel nachzudenken. Sie zielt auf das Münchner Lebensgefühl und darauf, dass man dieses Qualitätsprodukt Zeitung nicht mehr für 60 Cent herstellen kann." Ob die Leser die Preiserhöhung mitmachen werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Doch für den Insolvenzverwalter ist der Schritt unausweichlich. "Ich wette mit Ihnen, dass auch die anderen Münchner Regionalblätter ihre Zeitungen unter Preis verkaufen", erklärt er in der "SZ".

"Der Schritt ist zwingend, ich nehme ihn jetzt vorweg, um die Investorensuche zu beflügeln. Wir rechnen damit, dass uns das, konservativ gerechnet, 600.000 bis eine Million Euro Mehrerlöse pro Jahr bringt." Die Hoffnung hat Bierbach jedenfalls noch nicht aufgegeben: "Wir haben eine Chance. Ich komme auch oft in Unternehmen, da gibt es gar keine. Wir haben eine. Ob wir das hinkriegen, werden wir sehen." Damit stimmt er übrigens andere Töne an als Verleger Johannes Friedmann, der die Situation der "Abendzeitung" vor wenigen Wochen noch als "hoffnungslos" bezeichnet hatte.

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