Am Freitag wurden in Köln die diesjährigen Grimme Online Awards vergeben. Neun Angebote dürfen sich nun damit schmücken, mit dem begehrten Preis ausgezeichnet worden zu sein. Zu den diesjährigen Preisträgern gehört in der Rubrik etwa Tilo Jung für sein Interviewformat "Jung & Naiv - Politik für Desinteressierte". Seine Reihe lebe von unverblümten Fragen und den damit entlockten, teils entlarvenden Antworten hochrangigen Politikern, Experten und Bürgern, stellte die Jury mit. Nur selten habe sich ein neues journalistisches Angebot so erfrischend für die Vermittlung politischer Inhalte gezeigt, heißt es dazu weiter.

Neben Jung wurden in der Rubrik Information auch der BR und SWR für ihr Angebot "Zwischen Hoffnung und Verzweiflung - der neue Nahe Osten" ausgezeichnet. Die Jury möchte mit der Auszeichnung "ein außergewöhnlich umfang- und lehrreiches Dossier, das trotz seiner Fülle gut zu erschließen ist und inmitten aller Kreativität an vielen Stellen mit solidem Handwerk überzeugt" würdigen. Das Special beleuchtet die Veränderungen der letzten Jahre und die gegenwärtige Situation an den Konfliktpunkten im Nahen Osten. Mit dem "Pressekompass" wurde ein dritter Preisträger gekürt. Hervorgehoben wurde hier, dass nicht nur die Medien-, sondern auch die Nutzermeinung Ausschlag für die Position der Kompassnadel gebe.

"netzpolitik.org" könne nach Ansicht der Jury seit Jahren als "die gewichtigste deutsche Stimme eines unabhängigen Internet und seiner Nutzer bezeichnet werden" - entsprechend wurde das Angebot in der Kategorie Spezial mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Den Machern sei es gelungen ein Sammelbecken für jeden Opposition zu sein, die nicht hinnehmen wolle, dass das freie Netz zerstört oder zumindest eingeschränkt werde, urteilte die Jury. Daneben wurde in der Spezial-Kategorie auch der WDR für "Pop auf'm Dorf", einer Reportage über das Haldern-Pop-Festival, ausgezeichnet. Hier hebt die Jury neben der inhaltlich-emotionalen Ansprache vor allem die technische Performance und das vom WDR entwickelte Reportage-Tool "Pageflow" hervor.

Aus dem Bereich Wissen und Bildung kann sich ARTE dank "Fort McMoney" nun mit der Grimme-Auszeichnung schmücken. Die Seite widmet sich dem Abbau der Ölsande in Kanada. Die Jury lobt hier, dass durch Anleihen aus der Welt der Videospiele eine kluge, journalistisch auf höchstem Niveau realisierte Reportage in ein Adventure-Game verwandelt worden sei. "Du fliegst nur einmal", eine Reportage der Neuen Zürcher Zeitung über den Weltklasse-Snowboarder Iouri Podladtchikov, wurde in der Kategorie Kultur und Unterhaltung ausgezeichnet. Die Jury honorierte damit kreatives Geschichtenerzählen. Außerdem werde bewiesen, "dass lange Texte im Web kein Tabu sein müssen": Daneben wurde auch das Stadtteil-Blog "42553 Neviges" aus dem nordrhein-westfälischen Velbert ausgezeichnet. Darin wirft der 68-jährige Norbert Molitor seinen ganz eigenen Blick auf die Kleinstadttristesse - die Jury findet, dass er dies mit liebevoll-kritischem Auge und charmant-ironischem Schreibstil tut.

Über den Publikumspreis kann sich in diesem Jahr Florian Mundt freuen, der für seinen YouTube-Kanal "LeFloid" ausgezeichnet wurde und darin gesellschaftskritische und politische Themen präsentiert und damit Dikussionen im Netz anregt. Neben dem Grimme Online Award wurde zudem am Freitag auch der "klicksafe Preis für Sicherheit im Internet" vergeben. Diese Auszeichnung ging an die "fragFINN-App" und an "Digitale Helden".