Ziemlich großspurig kommen die Ankündigungen für das neue Sat.1-Format "Utopia" daher. Nichts weniger als eine "neue Gesellschaft" sollen die Protagonisten der neuen Realityshow demnächst erschaffen. Den Start hat der Sender für das kommende Jahr angekündigt - und die Hoffnung auf einen Erfolg ist groß, seit die Produktion von Schwartzkopff TV und Talpa auf ihrem Heimatmarkt in den Niederlanden Spitzen-Quoten verzeichnete. Doch nun droht unerwarteter Ärger: Die Utopia GmbH, die das Nachhaltigkeits-Portal Utopia.de betreibt, hat vor dem Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen ProSiebenSat.1 Digital erlassen.

Dabei geht es zwar nicht um die Sendung ansich, aber zumindest um deren Webauftritt. Dass Sat.1 für seinen Bewerbungsaufruf die Domain utopiatv.de verwendet, spielt offensichtlich keine Rolle. Gemäß der einstweilige Verfügung ist es ProSiebenSat.1 Digital nun jedenfalls ohne Zustimmung der Utopia GmbH im Web verboten, "im geschäftlichen Verkehr das Zeichen Utopia für Kommunikationsmöglichkeiten für Nutzer auf einer Internetplattform zu benutzen und / oder benutzen zu lassen und / oder derartig gekennzeichnete Kommunikationsmöglichkeiten zu bewerben und / oder bewerben zu lassen", heißt es wörtlich.

Wegen der "zu erwartenden breiten Medienwirkung und der großen Abstrahleffekte in den Massenmarkt" sei davon auszugehen, dass die Marke Utopia durch die geplante Show, "die inhaltlich von trivialem Wettbewerb zwischen den Teilnehmern bestimmt wird, in der Folge nicht mehr mit nachhaltigem Konsum und glaubwürdiger, qualitativ hochwertiger Verbraucherinformation in Verbindung gebracht würde". Die Community würde durch die Show nachhaltig gefährdet, heißt es von Seiten der Verantwortlichen des Online-Portals, die sich aus diesem Grund für den Weg vor Gericht entschieden.

Meike Gebhard, Geschäftsführerin der Utopia GmbH, wird in diesem Zusammenhang deutlich: "Mit Utopia.de möchten wir Menschen für einen nachhaltigen und bewussten Lebensstil sensibilisieren. Unsere Marke lebt daher von Grundwerten wie Vertrauen und Seriösität. Entsprechend wichtig ist für uns, unseren guten Namen nicht durch ein weiteres Reality-Show-Format von potenziell fragwürdiger Qualität beschädigt sehen." Bei Sat.1 reagierte man indes überrascht vom Vorgehen der Portal-Betreiber. Gegenüber DWDL.de weist Sendersprecherin Diana Schardt jedoch darauf hin, dass sich das Portal gegen die Verwendung des geplanten Titels 'Utopia' für das TV-Format nicht erfolgreich habe wenden können.

Mit Blick auf das übrigens noch immer im Netz befindliche Online-Angebot zur Show hofft man in Unterföhring allerdings, die Probleme auf dem Gesprächsweg aus der Welt zu schaffen. "Die Einzelheiten der Reichweite der Entscheidung versucht Sat.1 derzeit in Gesprächen mit Utopia.de einer gütlichen Regelung zuzuführen", so Schardt weiter. Ob es die Möglichkeit einer Einigung geben wird, bleibt also zunächst abzuwarten. Ohnehin hat ProSiebenSat.1 Digital noch die Möglichkeit, Widerspruch gegen die Entscheidung des Landgerichts einzulegen. So oder so kann sich das Nachhaltigkeits-Portal schon jetzt über jede Menge Aufmerksamkeit freuen. Kostenlose PR ist in diesem Fall also keine Utopie.

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