Bei Deutschland großen Nachrichtenmagazinen brennt weiter der Baum: Während beim "Spiegel" die Ressortleiter gegen Chefredakteur Wolfgang Büchner schießen (DWDL.de berichtete), sorgt beim "Stern" ein Offener Brief für Aufsehen. Darin fordert die Redaktion den Vorstand von Gruner + Jahr dazu auf, von den bereits angekündigten Sparmaßnahmen Abstand zu nehmen. Zur Erinnerung: G+J will beim "Stern" 26 Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen. 

"Gruner + Jahr und insbesondere der 'Stern' schreiben nach wie vor schwarze Zahlen. Wir glauben nicht, dass Entlassungen ein Weg aus der Medienkrise sind", heißt es in dem Offenen Brief, den "Meedia" komplett veröffentlicht hat. Auf DWDL.de-Nachfrage war beim "Stern" am späten Dienstagabend niemand mehr für eine Stellungnahme zu erreichen. 

In dem Offenen Brief schreiben die Mitarbeiter, dass schon in den vergangenen Jahren viel gespart worden sei, beispielsweise durch vorzeitige Abgänge und Altersteilzeit. "Das ist leise, unaufgeregt, mit Augenmaß über die Bühne gegangen, und so, dass die journalistische Leistungsfähigkeit weitestgehend erhalten blieb. Sparen allein ist kein Konzept." Was man jetzt erlebe, sei ein "brutaler Einschnitt, der die Redaktion nachhaltig beschädigt". 

Der Stellenabbau sei zudem ungerecht. So treffe es Kollegen, "die exzellente Arbeit leisten". Fragt sich nur, ob ein Sparprogramm mit betriebsbedingten Kündigungen überhaupt fair umgesetzt werden kann. Aus der "Stern"-Fotoredaktion heißt es: "Man entledigt sich der Frauen, die mit wirklich großem Fleiß viel Arbeit übernommen haben und uns damit den Rücken freigehalten haben. Mit ihrem Wissen und Können werden sie uns nicht nur fehlen, sondern womöglich auch der Konkurrenz dienen. Das Signal, das an uns gesendet wird, ist: egal, ob fleißig, egal, ob guter Job, egal ob Engagement, egal, ob Wissen und Können vorhanden – wenn Du die falsche Kostenstelle hast, hast Du Pech."

Vor allem G+J-Chefin Julia Jäkel wird von den Mitarbeitern stark kritisiert. "Frau Jäkel: Qualität hat ihren Preis. Der Preis sind die Personalkosten", schreibt die Redaktion, die sich als "Herz des Verlages" sieht. Jäkel verhalte sich inzwischen genau entgegengesetzt ihrer früheren Ankündigungen, schreiben die "Stern"-Redakteure: Damals schwor sie Verlag und Redaktion auf einen großen Aufbruch ein. Dass der so ausfallen würde, hätte man wohl nicht erwartet.

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