Während die Mediengruppe RTL Deutschland kürzlich mal wieder ein neues Rekordergebnis verkünden konnte, hat die RTL Group als Ganzes derzeit zu kämpfen. Umsatz und Ergebnis waren innerhalb der ersten neun Monate rückläufig. In einem Interview im konzerneigenen Magazin "Backstage" äußerte sich Guillaume de Posch, der als Co-CEO neben Anke Schäferkordt unter anderem für das Geschäft außerhalb Deutschlands verantwortlich zeichnet, zu den Problemen.
"In den meisten Ländern fehlt vor allem eines: Wachstum", fasst de Posch die Situation zusammen. Besonderes Sorgenkind ist dabei Frankreich und damit der zweitgrößte Markt für die RTL Group nach Deutschland. Das Land befinde sich wirtschaftlich und politisch in einer sehr schwierigen Lage, M6 schlage sich aber "Beachtlich in einem sehr angespannten makro-ökonomischen Umfeld" und sei "um ein Vielfaches profitabler als ihr größter Konkurrent TF1". Hier mache sich bemerkbar, dass man durch Diversifikation die Abhängigkeit vom Werbemarkt reduzieren konnte und zudem eine ganze Senderfamilie um die Free-TV-Sender M6, W9 und 6ter aufgebaut habe. Probleme bereitet nun zudem auch noch das französische Radio-Geschäft, das in den vergangenen Monaten unter Druck geraten sei.
Begegnen will man der derzeitigen Wachstumsschwäche mit drei strategischen Stoßrichtungen. Zum einen will man weitere Sender gründen. "Wir werden angesichts der zunehmenden Fragmentierung der TV-Märkte so viel 'Shelf Space', also Sendeplätze für uns beanspruchen wie nur möglich", so de Posch. Zweitens wolle man neue Umsatzquellen erschließen, etwa durch "Retransmission Fees" - also Gebühren, die etwa Kabelnetz-Betreiber zahlen, um die RTL-Group-Programme anbieten zu können. Und drittens wolle man in neue Wachstumsmärkte investieren. "Ein Meilenstein war hier die Vereinbarung mit CBS über die Gründung neuer Pay-TV-Sender in Südostasien." Dass man sich damit nur recht zaghaft in diesen Markt wagt, begründet Guillaume de Posch so: "Es wäre zu riskant, überhastet neue Kanäle in Indien, China, Brasilien oder anderen Wachstumsmärkten zu starten oder zu übernehmen. Wichtig und richtig ist vielmehr, einen Fuß in der Tür zu haben, die Märkte kennen zu lernen und dann zum bestmöglichen Zeitpunkt größer zu investieren."
Wachstum soll für die RTL Group aber natürlich auch aus dem Digitalen kommen - wobei es hier immer noch gelte, neue Werbeformate zu entwickeln, um richtig Geld verdienen zu können. Die Übernahme der Mehrheit der Anteile an "SpotXChange" sei "mit Blick auf die Monetarisierung unseer Internetaktivitäten ein bedeutender Schritt" gewesen, so de Posch. Dabei handle es sich um eine Art "Nasdaq der Online-Werbespots". "Sie sehen, dass wir in der Werbevermarktung ganz neue Wege gehen müssen - und inzwischen auch gehen."
Zudem ist die RTL Group mit der Übenrahme von StyleHaul und BroadbandTV auch mit Multichannel-Netzwerken auf YouTube vertreten. "An Youtube führt in Sachen Online-Video kein Weg vorbei", erklärt de Posch und verweist darauf, dass es die größte Plattform für kurzformatige Webvideos sei. Zwar unterscheiden sich die Produktionen auf YouTube was Länge und Produktionskosten betreffe von klassischen TV-Produktionen - "Letzten Endes handelt es sich bei den professionell produzierten Inhalten auf Youtube aber immer noch um Bewegtbild. Und die Produktion von Bewegtbild ist seit jeher unsere Kernkompetenz. Die eindeutige Konsequenz aus dieser Analyse ist, dass es Sinn macht, in diesem dynamischen Markt eine starke Präsenz aufzubauen." Konkret also "eigene Kanäle und Netzwerke auf Youtube aufbauen und vermarkten und damit auf der Wachstumswelle von Youtube mitreiten", so de Posch. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass Youtube "einen kräftigen Anteil an den Werbeeinnahmen" selbst behält. "Langfristig werden die Aggregatoren daher neue, zusätzliche Erlösströme aufbauen müssen."
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