Vor fast zwei Monaten ist die letzte Ausgabe von "Wetten, dass..?" über die Bildschirme geflimmert. Oft musste sich ZDF-Programmchef zur Nicht-Zukunft des Formats äußern. So langsam sollte Gras über die Sendung wachsen - sollte man meinen. Doch auch im Interview mit der "SZ" gilt die erste Frage dem Show-Klassiker: Was eine gute Show am Samstagabend braucht, will die Interviewerin vielsagend von Himmler wissen. Der antwortet souverän und sinngemäß: Haltung und Unterhaltung. Überhaupt gebe es Zyklen im Fernsehgeschäft, derzeit wollen die Zuschauer eben fiktionale Programme sehen. "Es wird aber wieder die Zeit kommen, in der das deutsche Publikum mehr Show und weniger Krimis haben möchte", so Himmler. 

Dass der ZDF-Programmchef inzwischen oft die Frage beantworten muss, warum beliebte Formate wie das "Neo Magazin Royale" nicht zur besten Sendezeit laufen, nervt Himmler inzwischen ganz offensichtlich: "Ich finde es bisweilen mühsam, immer begründen zu müssen, warum wir tolle Programme, die bewusst nischig, intellektuell und zugespitzt angelegt sind, nicht um 20:15 Uhr senden. Selbst die 'heute show' hätte um 20:15 Uhr nichts verloren." Das habe nichts mit mangelndem Mut zu tun, so Himmler. Sondern eher "mit den Seherwartungen und der Haltung des Publikums zu bestimmten Uhrzeiten". Das "Neo Magazin Royale" zeige man um Mitternacht, weil Böhmermann eine Late-Night-Show mache - "da sollte die Sendezeit auch halbwegs zum Genre passen". 

In den vergangenen Monaten habe man viel an der Verjüngung des ZDF-Programms gearbeitet, so Himmler. "Die Rundum-Erneuerung der Serienleiste um 19:25 Uhr, Abschaffung von 'Forsthaus Falkenau', vom 'Landarzt', von der 'Küstenwache' – neue Serien wie 'Bettys Diagnose', 'Doktor Klein', 'Herzensbrecher', 'Sibel und Max'." Bei allen Modernisierungsschritten der jüngsten Vergangenheit ging es laut Himmler im Kern "um eine mittlere Altersstruktur zwischen 30 und 50, bei der weder die Jüngeren noch die Älteren ganz außen vor sind". Dass es dabei auch mal zu Marktanteils-Verlusten kommen kann, ist für den ZDF-Programmchef kein Problem. "Wir müssen nicht mit Gewalt Erster sein", sagt Himmler. Ein Platz unter den ersten drei Sendern - das soll es mindestens sein.