Über mehr als drei Jahrzehnte hinweg stand er wie kein Zweiter für den politischen-literarischen Vortrag in der Traditionssitzung "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht". Nun ist Jürgen Dietz, der den meisten der Millionen Fernsehzuschauer bundesweit vermutlich vor allem als "Bote vom Bundestag" ein Begriff gewesen ist, im Alter von 73 Jahren gestorben. Einem Bericht der "Allgemeinen Zeitung" zufolge erlag er einer Tumor-Erkrankung. Die Diagnose erhielt Dietz offenbar schon vor zwei Jahren, doch bis zuletzt zeigte er sich vom Durchhaltevermögen des an Krebs erkrankten CDU-Politikers Wolfgang Bosbach beeindruckt, der seine Arbeit bis heute fortsetzt.

Für die diesjährige Fastnachts-Session hatte Jürgen Dietz bereits seinen Vortrag geschrieben - auf die närrirsche Rostra sollte er es allerdings nicht mehr schaffen. Bereits vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass er in der diesjährigen Jubiläumssitzung von "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" nicht als "Bote vom Bundestag" auftreten wird. Nun folgt die traurige Nachricht von seinem Tod, der auch über die Mainzer Stadtgrenzen hinweg für tiefe Betroffenheit sorgt.

"Auch wenn wir wussten, dass Jürgen Dietz sehr krank war, haben wir alle gehofft, dass er bald wieder unter uns sein kann. Die Fastnacht verliert mit Jürgen Dietz ein Urgestein, das schon in jungen Jahren in der Bütt aufgetreten", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) laut "AZ". "Als Bote vom Bundestag hat er sich bundesweit einen Namen gemacht. Er plauderte aus dem Hohen Haus und schaute den Mächtigen aufs Maul. Er legte die Finger in die Wunden, ohne zu verletzten. Die Fernsehfastnacht ohne den Boten aus dem Bundestag ist kaum vorstellbar." Der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) würdigte Dietz als "närrischen Zeitdiagnostiker". "Die Meenzer Fastnacht ist keine Allerweltsware, sondern wird repräsentiert durch Figuren. Eine der bedeutendsten Figuren war Jürgen Dietz. Er gehört zur deutschen Geschichte", so Blüm.

Schon früh stand Jürgen Dietz als Büttenredner auf der Bühne, seit 1983 als "Bote im Bundestag" - standesgemäß mit Frack, Fliege und weißen Handschuhen. Verschont blieb seither keine Partei und kaum ein Politiker. "Die Regierung sagt, wir sollen die Ansprüche senken. Das haben wir doch, in dem wir sie gewählt haben", stichelte Dietz noch im vergangenen Jahr in Richtung der Großen Koalition. Und über die FDP sagte er damals: "Früher haben die Besserverdienenden FDP gewählt. Wer heute FDP wählt, hat es nicht besser verdient." Mit diesen Spitzen wird Dietz der Fernseh-Fastnacht fehlen. Die Endlichkeit des Lebens war ihm jedoch immer bewusst. Seine Rede endete stets mit denselben Worten: "Über alles wächst mal Gras. Ist das Gras so'n Stück gewachsen, frisst's ein Schaf und sagt: Das war’s."

Die Regierung sagt, wir sollen die Ansprüche senken. Das haben wir doch, in dem wir sie gewählt haben."

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Die Regierung sagt, wir sollen die Ansprüche senken. Das haben wir doch, in dem wir sie gewählt haben."

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http://www.derwesten.de/kultur/fernsehen/fernsehfastnacht-mainz-bleibt-mainz-kanzelt-limburger-bischof-ab-id9047015.html#plx730418585Früher haben die Besserverdienenden FDP gewählt. Wer heute FDP wählt, hat es nicht besser verdient.“