Der Werbevermarkter Ströer hat der Deutschen Telekom das Internetportal T-Online und den drittgrößten Digitalvermarkter Interactive Media abgekauft. Dieser Schritt war in den vergangenen Tagen von Branchenexperten erwartet worden. Im Gegenwert von 300 Millionen erhält die Deutsche Telekom neu ausgegebene Aktien von der Ströer SE. Abhängig vom Aktienkurs werden die neuen Aktien einer Beteiligung von rund zwölf Prozent am dann erhöhten Grundkapital von Ströer entsprechen. Die Aktien unterliegen dabei einer Haltefrist von zwölf Monaten. Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal erwartet.

Noch steht der Vollzug jedoch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts. Durch die Beteiligung an Ströer will die Telekom eigenen Angaben zufolge in Zukunft von der erwarteten Wertsteigerung der beiden Unternehmen innerhalb des neuen Konzernverbundes profitieren. Die Veräußerung folge der Strategie, sich als führender europäischer Telekommunikationsanbieter am Markt zu etablieren. Teil dieser Strategie sei es, für Geschäftsfelder, die im Telekom-Konzern nicht angemessen weiterentwickelt werden können, Möglichkeiten der Wertsteigerung mit Partnern oder durch Veräußerungen zu suchen. Das Geschäft mit E-Mail-Adressen unter dem Namen T-Online soll jedoch auch in Zukunft bei der Telekom verbleiben, erklärte das Unternehmen.

Vor einigen Monaten galt auch Axel Springer als möglicher Kaufinteressent für T-Online. Anfang Juni hatte Vorstandschef Mathias Döpfner eine mögliche Übernahme jedoch als "sehr unwahrscheinlich" bezeichnet. "Unsere Prioritäten sind andere", sagte er damals gegenüber der "Süddeutschen Zeitung. Der Verlag schaue sich viele Unternehmen an, so Döpfner. "Aber 90 Prozent der Dinge realisieren sich eben nicht, weil wir den geforderten Preis nicht zahlen wollen, weil die Firma doch nicht so attraktiv ist, weil wir vom Management nicht überzeugt sind." Das Online-Portal - für viele Internetnutzer der Einstieg in die Netzwelt - erschien Springer letztlich offenbar nicht attraktiv genug.

Nun also Ströer. "Die Transaktion ist für Ströer und den deutschen Onlinewerbemarkt ein klarer Game-Changer", sagte Udo Müller, Vorstandsvorsitzender der Ströer SE, am Donnerstag. "Der Zusammenschluss in der Vermarktung stellt einen sehr wichtigen Schritt dar, um auch die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit eines deutschen Online-Vermarktungshauses im Wettbewerb mit global agierenden Konkurrenten sicherstellen zu können." Niek Jan van Damme, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom und Chef der Telekom Deutschland GmbH, zeigte sich ebenfalls zufrieden: "Wir sind überzeugt, dass t-online.de und InteractiveMedia die medienübergreifende Vermarktungsposition von Ströer auf dem deutschen Online-Werbemarkt nachhaltig unterstützen und damit zur Wachstumsstrategie von Ströer beitragen können. Auch deshalb haben wir uns für den Kaufpreis in Aktien entschieden."

Mit einem Umsatz von 721 Millionen Euro im Gesamtjahr 2014 zählt Ströer eigenen Angaben zufolge zu den größten Vermarktern von Außen- und Onlinewerbung in Deutschland. Erst 2013 hatte das Unternehmen sein Geschäft um das Digital-Segment erweitert. Schon für das kommende Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro.