Die erste Folge einer Serie schauen viele - doch ab welcher Folge hat eine Serie die dann noch verbliebenen Zuschauer so in ihren Bann gezogen, dass sie auch bis zum Ende dabei bleiben? Dieser Frage ist Netflix auf den Grund gegangen und hat seine Zugriffszahlen bei einigen der beliebtesten Serien - sowohl von Eigenproduktionen als auch von zugekauften Serien anderer Sender - verglichen. Der "Point of no Return", ab dem mindestens 70 Prozent der Zuschauer alle weiteren Folgen anschauten. liegt demnach nie bei der ersten Folge. Recht schnell ging's bei "Breaking Bad" in Episode 2, bei "House of Cards" dauerte es bis zur dritten Folge, bei "Better Call Saul" bis Folge 4, bei "How I Met Your Mother" sogar bis zur achten Folge - hier ist allerdings auch die Staffel deutlich länger als bei den anderen Produktionen.

Netflix kam dabei zu dem Schluss, dass es in den jeweiligen Schlüsselfolgen besonders einschneidende Szenen gegeben habe, die den Fans noch in guter Erinnerung seien und einen Wendepunkt in der Erzählung darstellen. In "Breaking Bad", das schon ab Folge 2 die Zuschauer halten konnte, könnte es demnach der Moment gewesen sein, in dem Jesse und Walt eine Münze warfen, um zu entscheiden, wer von ihnen den Drogenhändler Krazy 8 umlegen muss. Als es die zersetzten menschlichen Überreste eines einstigen Drogendealers von Jesses Decke regnete, wollte das Publikum unbedingt wissen, was für ein Ende die Staffel nehmen würde. Bei "Dexter" vermutet man bei Netflix, dass es Dexters Rückblende zu seinem ersten Mord ist, der in Folge 3 der Schlüsselmoment war, ab dem man nicht mehr von der Serie lassen konnte.

Netflix Serienstudie

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Bei Netflix sieht man darin die Bestätigung für die eigene Taktik, Staffeln einer Serie stets am Stück zu veröffentlichen und nicht wochenweise. "Im traditionellen Fernsehen sind die besten Sendeplätze äußerst kostbar. Daher ist die Pilotfolge einer Serie der wohl wichtigste Moment im gesamten Serienablauf", erklärt Ted Sarandos, Chief Content Officer von Netflix. "Unsere Analysen des Zuschauerverhaltens für über 20 Serien in 16 verschiedenen Märkten haben jedoch gezeigt, dass niemand bereits nach der Pilotfolge ein überzeugter Anhänger der Serie war. Dies stärkt unsere Zuversicht, dass die Bereitstellung von sämtlichen Folgen auf einmal der Bildung von Fangemeinden besser entgegenkommt."

Lob gibt's dafür auch von den Machern der Serien, die sich nicht so stark auf die Pilotfolge konzentreiren müssen. Marta Kaufmann, Ex-Showrunner von "Friends" und nun der Netflix-Eigenproduktion "Grace & Frankie": "Wenn man eine Serie für Netflix erschafft, stellt sich ein einzigartiges Gefühl der Vertrautheit ein. Das Wissen, dass man die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuschauer genießt und dass diese die jeweiligen Charaktere in ihrem Zuhause willkommen heißen, gestattet uns, die Entfaltung der Handlungsstränge in einem natürlicheren Tempo zu vollziehen."

Netflix hat in seiner Untersuchung auch regionale Unterschiede festgestellt. So schienen die Niederländer den Serien im Durchschnitt am schnellsten zu verfallen, da es für sie unabhängig von der Serie jeweils eine Folge vor den meisten anderen Ländern kein Zurück mehr gab. Die Deutschen blieben "Arrow" oder "Pretty Little Liars" früher als andere treu, bei "Sense 8", "Suits" und "The Killing" dauerte es länger als im Schnitt.

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