"Ganz ehrlich: Als Zuschauer würde ich da abschalten. Das brauche ich nicht an einem Sonntagabend." Es sind zwei bemerkenswerte Sätze, die Schauspielerin Anna Schudt im Interview mit der "Rheinischen Post" von sich gab. Bemerkenswert vor allem deshalb, weil sie sich auf den kommenden Dortmunder "Tatort" beziehen, in dem Schudt eine der Hauptrollen spielt. Tatsächlich ist der neue Fall, in dem es um den Kokain-Tod eines kleinen Mädchens geht, ziemlich düster geraten.
WDR-Fernsehfilmchef Gebhard Henke, zugleich "Tatort"-Koordinator der ARD, zeigte sich am Freitag gegenüber der dpa überzeugt davon, dass sich Schudt "sicherlich missverständlich ausgedrückt" habe. Sie habe vielmehr sagen wollen, dass die schrecklichen Ereignisse für den Zuschauer so ergreifend seien, dass man kaum hinsehen möchte. "Realität tut manchmal weh. Ausweichen, verstecken, die Dinge nicht beim Namen nennen wollen, wird weder in der politischen Debatte noch in der Bewältigung unserer gesellschaftlichen Probleme helfen und den Tatort nicht besser und wertvoller machen."
Auf differenzierte Filme, die Debatten anstoßen, habe der Beitragszahler jedoch einen Anspruch, so Henke weiter. Und auch Anna Schudt machte gegenüber der "Rheinischen Post" deutlich, man müsse den Zuschauern "ganz viel" zumuten. "Sehr viel mehr als 'GZSZ'. Das hat natürlich auch seine Berechtigung, ebenso wie romantische Komödien, aber es gibt so unfassbar viele Formate, dass für jeden etwas dabei ist. Wir Künstler können mutig sein und dem Publikum viel zuzumuten – Tragisches, aber auch Freude, Liebe, Hoffnung. Wir brauchen diesen Mut, aus der Komfortzone rauszukommen und auch die Zuschauer dort rauszuholen. Dafür sind wir da."
Schudt weiter: "Wir sollen auffordern, Großes zu zeigen, in alle Richtungen, und große Gefühle zu fühlen. Denn der Alltag ist klein, und das ist auch wunderbar so, das macht ihn erträglich. Aber ab und an muss man angestupst werden. Das passiert noch zu wenig, da kann man noch viel weitergehen." Dass man in Dortmund nicht allzu begeistert über die düsterere Darstellung der Stadt im "Tatort" ist, verstehe sie, "aber wir sind eben ein Krimi - und zwar kein witziger, sondern ein düsterer, das Gegenstück zu Münster. Das ist die Vorgabe", sagte Schudt in der "Rheinischen Post". "Deshalb suchen wir vor allem die hässlichen Ecken und schlimmen Themen, Dramen und Abgründe, ob das den Dortmundern gefällt oder nicht. Das ist so gewollt und das werden wir auch beibehalten."