"Mit aktiviertem Adblocker können Sie Bild.de nicht mehr besuchen." Mit dieser Meldung überraschte Springers Nachrichtenportal vor wenigen Tagen seine Leser - und bietet seither für 2,99 Euro pro Monat "BILDsmart" an, um auch weiterhin eine weitgehend werbefreie Seite zu sehen. Aus gutem Grund: Dass inzwischen viele Nutzer mit eingeschaltetem Adblocker surfen, ist für werbefinanzierte Angebote schon seit langer Zeit ein großes Problem. Nun hat "Bild.de"-Chefredakteur Julian Reichelt eine erste Zwischenbilanz gezogen. Die ersten Ergebnisse der Aktion seien "ausgesprochen motivierend", betonte Reichelt gegenüber den Kollegen von "Meedia".

"Wir müssen die langfristigen Effekte natürlich noch analysieren, bislang konnten wir aber nur leichte Schwankungen bei den Visits erkennen und wir sehen, dass viele User die Adblocker bereits ausschalten." Aus den ersten Redaktionen liest Reichelt "sehr viel Verständnis für unsere Position". So seien etwa beim Kundenservice "nur sehr, sehr wenige Beschwerden" angekommen. Erst im kommenden Monat werde man jedoch wissen, wie sich die Besucherzahlen verändern. "Für unsere Strategie, an die wir fest glauben, sind wir auch bereit, Risiken einzugehen", so Reichelt.

Wie viele "Bild.de"-Leser das "BILDsmart"-Abo in den ersten Tagen abgeschlossen haben, ließ der Chefredakteur offen. "Natürlich schalten mehr Leute lieber ihren Adblocker aus, als dann doch 2,99 im Monat auszugeben. Aber es gibt auch schon eine ermutigende Zahl von Abo-Abschlüssen." Ob "Bild.de" dauerhaft seine Leser dazu zwingen wird, den Adblocker auszuschalten, ist noch unklar. Bei Springer sprach man zunächst von einer Testphase. In den kommenden Wochen wolle man verschiedene Maßnahmen ausprobieren, etwa die Einbindung einer "Adblocker Wall", also einem Fenster, das Leser mit eingeschaltetem Adblocker an unterschiedlichen Stellen über die "BILDsmart"-Option informiert.

Unterdessen hat Julian Reichelt im Gespräch mit "Meedia" noch einmal die Gelegenheit genutzt, um gegen "Focus Online" zu schießen. "Die Leute gehen nicht auf Focus.de, sondern auf Google. Dort ist allerdings dann Focus wirklich top. Sie beherrschen es sehr gut, unsere Inhalte zu nehmen, auch unsere Bezahlinhalte, die wir unter großem Aufwand und Kosten erstellt haben, schnellstmöglichst zu kopieren und dann Google-optimiert auszuspielen", sagte Reichelt und erneuerte seine Kritik aus dem vorigen Jahr: "Diese Hehlerei funktioniert bei Focus.de sehr gut. Das sind sehr talentierte Diebe."

Mehr zum Thema