Die Spekulationen lagen schon länger in der Luft, aber am Dienstag machten es Vice und A+E Networks dann offiziell: Aus H2, einem Schwestersender des History Channels, soll Anfang 2016 in den USA der neue Informations- und Factual Entertainment-Sender Viceland werden. Alle Programme des neuen Senders kommen direkt von der jungen Crew von Vice Media, die nicht erst mit diesem TV-Deal zu den großen Playern im Mediengeschäft aufgestiegen sind. Die Entwicklung des neuen Senders - von den Inhalten über die Produktion der Sendungen bis zum Markenauftritt - liegt in den Händen von Autor, Regisseur und Produzent Spike Jonze, der 2014 für sein Drehbuch zu „Her“ einen Oscar gewann. Er ist Creative Director bei Vice Media.

Eine Vorschau auf mögliche Formate eines eigenen Fernsehsenders hatte Vice Media schon vor einigen Monaten gewährt. Die Pläne für den TV-Kanal waren schließlich ein offenes Geheimnis. So gibt es zur heutigen offiziellen Bestätigung  des Senders, der laut US-Branchendiensten im Februar 2016 on air gehen wird, bereits einige konkrete Formate zu vermelden, die Vice Media hausintern produziert. Dazu gehört „Gaycation“ mit Ellen Page and Ian Daniel, „Huang's World“ mit Eddie Huang, „Noisey“ mit Zach Goldbaum, „Vice World Of Sports“ mit Sal Masekela und „Black Market“ mit Michael K. Williams) sowie weitere Formate zu denen es bislang nur die Titel gibt: „Flophouse“, „Party Legends“ und „Weediquette“.

Der Sender mit dem Schwerpunkt auf Information und Factual Entertainment ist ein Joint Venture zwischen Vice Media und A+E Networks, die allerdings auch bereits an Vice Media beteiligt sind. „Vice hat eine mutige Stimme und eine markante Positionierung im Markt. Dieser Sender stellt für uns eine strategische Ergänzung und eine neue Richtung für die Zukunft unseres Marken-Portfolios dar“, erklärt Nancy Dubuc (Foto), Geschäftsführerin von A+E Networks. „Shane Smith hat Vice von einem jungen Magazin zu einer globalen Medienmarke gemacht und wir bei A+E sind begeistert mit ihm und seinem leidenschaftlichen und innovativen Team zu arbeiten.“

Nancy Dubuc© A+E


Der eigene 24-stündige Fernsehsender fügt sich ein in eine massive Expansionspolitik von Vice Media. Im US-TV arbeitet Vice Media schon länger auch mit HBO zusammen. Eine Partnerschaft die offenbar auch parallel zum eigenen Sender fortgeführt und sogar ausgebaut werden soll. Man bespiele in Zukunft konsequent die drei wichtigen Screens, wie Vice Media es unterteilt: TV, Online und Mobile. „Dieser Sender in den USA ist die nächste Evolutionsstufe für unsere Marke und ein erster Schritt eines globalen Rollouts der Sendermarke“, kündigt Shane Smith (Foto unten), CEO von Vice Media und Gründer von Vice an.

Er führt darüber hinaus drei Gründe für diesen Schritt an: „Erstens: Der TV-Sender macht uns gänzlich plattformunabhängig und ermöglicht unserer Zielgruppe unsere Inhalte zu konsumieren wo immer sie wollen. Zweitens: Der Sender steht für die kontinuierlich steigende Qualität unserer Inhalte und legt die Messlatte noch einmal höher für unsere hervorragenden Teams, ihre Geschichten in Dokumentationen, mehrteiligen Serien oder Kurzformaten anzugehen und so die bekannten Erzählmuster im Fernsehen aufzubrechen. Drittens: Wir werden Viceland mit neuen und innovativen Strategien zur Monetarisierung an die Speerspitze der sich wandelnden TV-Werbelandschaft setzen.“

Shane Smith© Vice Media


Details dazu nennt Smith nicht, doch der bisherige Erfolg von Vice Media basiert allein auf kreativer Werbefinanzierung der erstellen Inhalte. Ob sich das auch auf TV-Werbung übertragen lässt, wird die Fernsehbranche mit Spannung verfolgen. Und die Zuschauer? Was die von Viceland erwarten sollen, fasst Creative Director Spike Jonze zusammen: „Die meisten Sender sind bloß eine Ansammlungen einzelner Sendungen. Viceland soll anders sein.“ Er spricht von klarer Haltung, so wie Vice Media sich auch bislang schon positioniert hat. Jonze: „Wir versuchen die Welt in der wir leben besser zu verstehen, in dem wir Themen recherchieren, die uns neugierig machen, verwirren oder uns amüsieren. Wenn das Ergebnis dann keinen klaren Standpunkt vertritt, sollte es nicht auf den Sender gehen.“

Die technische Umsetzung und Distribution des Senders liegt in den Händen von Partner A+E Networks. Um den Werbezeitenverkauf kümmern sich Vice Media und der TV-Konzern gemeinsam. Während A+E in den USA seine Sendermarke H2 zu Gunsten des Starts von Viceland opfert, teilt der TV-Konzern mit, dass man außerhalb der USA weiterhin auch auf H2 setzt. Aktuell ist der Sender in 68 Fernsehmärkten zu empfangen und soll auch künftig mit Investitionen in zeitgeschichtliche Programme gestärkt werden.