Es sollte ein großer Neustart werden, doch nach nur etwas mehr als einem halben Jahr hat der frei-empfangbare Fernsehsender QLAR zum Jahresende überraschend seinen Sendebetrieb eingestellt. "Wir bedanken uns für das entgegengebrachte Vertrauen in den letzten Jahren und hoffen auf Ihr Verständnis. Wir wünschen Ihnen trotz allem einen guten Start in 2016", schreibt der Sender auf seiner Website an seine Zuschauer - während im Hintergrund kurioserweise noch auf das Programm des Neujahrs-Tags hingewiesen wird.

Über die Gründe für das Aus von QLAR war zunächst nichts zu erfahren. Eine entsprechende Anfrage an den Sender blieb bislang unbeantwortet. QLAR war Mitte 2015 aus dem Kleinstsender Ebru TV hervorgangen. Hinter dem Kanal steht die türkische World Media Group, die sich durch die Umbenennung in QLAR steigende Reichweiten und Werbeerlöse erhofft hatte. Ganz offensichtlich entsprach die Entwicklung der vergangenen Monate nicht den Erwartungen.

"Unsere Gesellschafter erwarten, dass der Sender auf eigenen Beinen steht und Geld verdient", erklärte Chefredakteur und Vize-Geschäftsführer Burhanettin Demir noch im Mai gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de den Neustart und kündigte an, innerhalb von drei Jahren einen Marktanteil von einem Prozent in der Kernzielgruppe der 25- bis 59-Jährigen erreichen zu wollen. Neben einem recht abgehangenen Serienangebot, das um die Free-TV-Premiere der kanadischen Serie "Artic Air" ergänzt wurde, gab es mit "Laut gedacht" auch eine Eigenproduktion zu sehen.

Für das Jahresende hatte QLAR sogar eine eigene App in Aussicht gestellt - stattdessen ist der Sender nun also Geschichte. Die war in den vergangenen Jahren übrigens ziemlich turbulent: Überraschend hatte der Vorgängersender Ebru TV einst einen der begehrten Presseplätze beim NSU-Prozess erhalten. Nach einem ambitionierten Sonderprogramm mit eigenem Übertragungswagen hatte sich der Sender aus Offenbach zuletzt jedoch aus Budget-Gründen auf B-Ware vom internationalen Fernsehmarkt konzentrieren müssen.