Peter Huth ist sauer. Der Chefredakteur der "B.Z." hat sich in einem langen Facebook-Posting zu einem am Donnerstag veröffentlichten Video-Statement des sächsischen Politikers Andreas Lämmel geäußert, der für die CDU im Bundestag sitzt. Im seinem Statement äußerte sich Lämmel zu der Berichterstattung um einen vor dem Berliner LaGeSo erfrorenen Flüchtling, den es - wie sich später heraustellte - gar nicht gegeben hat. Ein "handfester Skandal" sei die Berichterstattung, urteilte der Politiker, der in der rechten Hand die "B.Z."-Ausgabe mit der keineswegs falschen Schlagzeile "Ein Drama um keinen Toten" hält, dabei aber das Logos des Blatts verdeckt.
"Hätte ein Reporter nur mal in zehn Berliner Krankenhäusern angerufen, um einen Toten zu finden, hätte sich schnell herausgestellt, dass es keinen Toten gibt", gab Lämmel zu Protokoll. "Für mich steht fest: Bessere Recherche in den Medien, seriöse Berichterstattung - alles andere trägt nur zur weiteren Aufregung bei." Dummerweise trifft die Kritik in diesem Fall den Falschen, schließlich hatte die "B.Z." auf ihrer Titelseite eine korrekte Einordnung geliefert. Entsprechend verärgert zeigte sich der Chefredakteur: "Obwohl Sie das in Sachsen, vor allem Dresden, ja von gewissen Bevölkerungsteilen gerne und häufig benutzte Wort 'Lügenpresse' nicht verwenden, blasen Sie lauthals in die Trompeten und Schalmeien derer, die das tun", entgegnete Peter Huth dem CDU-Politiker und ergänzte: "Ich weiß nicht, was ich schlimmer fände: Ob sie das bewusst oder aus mangelnder Fähigkeit, eine Schlagzeile aus fünf Worten zu begreifen, tun."
Und auch sonst schießt er auf Facebook scharf zurück: "Woher ihre Kenntnisse zur Arbeitsweise unserer Reporter stammen, ist mir unklar. Ich darf Sie daher aufklären: Es hat nicht nur ein Reporter die zehn Rettungsstellen (in Wahrheit sind es sogar fast 40, wie die Kollegin Katja Bauer von der 'Stuttgarter Zeitung' an anderer Stelle schrieb) angerufen. Es war sogar eine ganze Gruppe von Reportern, die auch nicht nur bei den Rettungsstellen, sondern bei Krankenhäusern angerufen, sich bei der Polizei und der Feuerwehr erkundigt hat und vor Ort am LaGeSo mit Menschen gesprochen hat. Und die dann, also nach ausgiebiger Recherche, schon sehr früh am Vormittag zu dem Ergebnis kam, dass es keinen Toten gibt. Und genau das wurde auf bz.de auch so geschildert - und nicht nur da." Eine Reaktion von Andreas Lämmel gab es bislang nicht. Er hat stattdessen ein weiteres Video veröffentlich, diesmal zur Lage der deutschen Wirtschaft.