Nachdem die Findungskommission Ende vergangenen Jahres Manfred Krupp einstimmig als alleinigen Kandidaten für die Intendantenwahl beim Hessischen Rundfunk vorgeschlagen hat, gab am heutigen Freitag erwartungsgemäß der Rundfunkrat seine Zustimmung. Doch die fiel holpriger aus als erwartet. Krupp stieß bei immerhin neun von 30 Rundfunkratsmitgliedern auf Ablehnung und muss sich so mit einer Zustimmungsrate von 70 Prozent begnügen - was bei einer Wahl ohne Gegenkandidat schon bemerkenswert ist.

Manfred Krupp kennt den Hessischen Rundfunk bestens: In den 80er Jahren volontierte er bei der Anstalt, später war er unter anderem Redakteur und Moderator der Regionalnachrichten, Korrespondent und Leiter des hr-Fernsehstudios in Wiesbaden. 2001 wurde er Chefredakteur des hr-fernsehens, 2005 machte Helmut Reitze ihn zum Fernsehdirektor, der auch als sein Stellvertreter fungierte. Seinen Posten tritt Manfred Krupp am 1. März an. Die Neuwahl war nötig geworden, nachdem Helmut Reitze im Herbst angekündigt hatte, sein Amt zum neuen Jahr aus gesundheitlichen Gründen aufzugeben.

Der Rundfunkratsvorsitzende Dulige erklärte nach der Wahl: "Es freut mich außerordentlich, dass sich mit Manfred Krupp eine Persönlichkeit für das Amt des Intendanten zur Wahl gestellt hat, die den hr wie kein zweiter kennt und ihm bereits seit vielen Jahrzehnten verbunden ist. Er steht für Kontinuität und kann den in den letzten Jahren erfolgreich eingeschlagenen Kurs fortführen. Von dem zukünftigen Intendanten erwarten wir, dass er nicht nur ein überzeugter und überzeugender Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist, sondern auch unabhängig handelt und konstruktiv mit den Gremien zusammenarbeitet. Ich bin mir sicher, dass das mit Manfred Krupp gelingen wird."

Krupp selbst sagte: "Ich möchte die konsequente Ausrichtung unserer Programme auf Hessen fortführen. Hessen ist unsere Legitimation und Mittelpunkt unserer Berichterstattung, dies hat sich als die richtige Strategie erwiesen und wurde mit steigenden Marktanteilen belohnt. Mit Blick auf die angespannte Finanzlage ist es das oberste Gebot, den Hessischen Rundfunk weiterhin als eigenständige und unabhängige Landesrundfunkanstalt zu erhalten. Dafür werde ich mich gemeinsam mit den Gremien einsetzen Weiterhin wird es Aufgabe sein, die Rolle des hr in der aktuellen Diskussion zur Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als politisch und gesellschaftlich relevanten Faktor der Meinungsbildung zu stärken und weiter auszubauen."

Noch nicht ganz so weit ist man beim RBB, wo Intendantin Dagmar Reim Ende letzten Jahres ebenfalls ihren vorzeitigen Rückzug erklärt hatte. Der Sender hat allerdings auch noch etwas länger Zeit, Reim will erst Mitte des Jahres ihren Sessel räumen. Der Rundfunkrat des Senders hat nun eine zehnköpfige Findungskommission eingesetzt, die von der Rundfunkrats-Vorsitzenden Friederike von Kirchbach geleitet wird. Während das Verfahren des hr vollständig hinter verschlossenen Türen abgelaufen war und noch nicht mal das Anforderungsprofil veröffentlicht wurde, hat der RBB wie im Staatsvertrag vorgeschrieben Anzeigen in Zeitungen und im Web geschaltet. Die Findungskommission hat aber das Recht, auch Personen über den aktuellen Bewerberkreis hinaus anzusprechen und vorzuschlagen. Einsicht in die Bewerbungen können alle Mitglieder des Rundfunkrats nehmen.