Krimis boomen im deutschen Fernsehen. Da ist es nur schlüssig, dass die ARD, immerhin Heimat des sonntäglichen "Tatort", auch am bislang quotentechnisch schwierigen Donnerstagabend eine Art Euro-Tatort einzieht. Das ZDF hatte sich Ende der 80er schon an den einstündigen „Eurocops“ versucht. Das wurde aber 1992 wieder begraben. Nun lernt der Krimifan donnerstags 90 Minuten lang neue Brennpunkte kennen. Zum Auftakt im Januar ging es nach Athen, dann zweimal nach Bozen, nach Aachen und nun nach Tel Aviv. So suggeriert es der Titel „Der Tel Aviv Krimi“.

Stimmt aber nicht. Der Krimi am Donnerstag spielt 88 Minuten in Berlin bevor am nächsten Donnerstag in der Fortsetzung tatsächlich Tel Aviv zum Zentrum der Ermittlungen der jüdisch-deutschen Kommissarin Sara Stein (Katharina Lorenz) wird. Diesmal aber muss sie den Tod einer israelischen DJane vor einem Berliner Club aufklären. Die lebenslustige Tamar Levi (gespielt von der echten israelischen DJ Hen Yanni) war mit einem Palästinenser liiert, hatte kurz zuvor abgetrieben und wurde vom strenggläubigen Avigdor eifersüchtig überwacht. Auch ein politischer Hintergrund scheint im Raum zu stehen.

Eigentlich hätte es diesen Film gar nicht geben sollen. Eigentlich sollte der nun als zweiter Teil am nächsten Donnerstag ausgestrahlte „Tel Aviv Krimi: Shi va“ den Auftakt bilden. Doch als die geplanten Dreharbeiten Ende Oktober 2014 näher rückten wurde die Sicherheitslage in Israel immer brenzliger. Im Gaza-Streife brodelte es. „Für die Menschen in Tel Aviv mag das zur Tagesordnung gehören, dass sie bei Alarm in einen Schutzraum flüchten und danach ihren Cappuccino weiter trinken. Für uns von der Produktionsfirma war das aber so wenig einzuschätzen, dass wir kein Team voller Mütter und Familienväter der Gefahr aussetzen wollten“, erklärt Produzent Sven Burgemeister von TV60Film.

So reifte der Gedanke, einen ersten Tel Aviv-Krimi in Deutschland zu drehen, genauer in Berlin, wo Sara Stein laut Drehbuch ja herkommt, „sozusagen eine Folge Null, in der das Umfeld der jüdischen Kommissarin und auch ihre Liebe zum israelischen Pianisten David Shapiro (Itay Tiran) leichter erzählt werden kann. Wir haben sozusagen aus der Not eine Tugend gemacht und lernen Sara Stein besser kennen“, erklärt der Münchner Produzent. Weil aber diese Entscheidung erst wenige Wochen vor Drehstart fiel mussten in einer so wohl noch nie da gewesenen Aktion Regisseur Matthias Tiefenbacher und die Autoren Martin Kluger und Maureen Herzfeld zusammen mit dem Produzenten ein ganz neues Drehbuch auf die Beine stellen.

Dazu kam, dass Itay Tiran - in Israel ein Star - eigentlich zeitgleich in Tel Aviv Theater spielen sollte, was bei einem Dreh in Tel Aviv funktioniert hätte - nicht aber beim Dreh in Berlin. Doch auch dafür fand man schließlich eine Lösung. Insgesamt habe sich das Buch „wie von selbst geschrieben, weil alle wie im Rausch glaubten Geschichten und Personen durch und durch zu kennen.“ Erst kurz vor Drehbeginn habe dann alles gestanden und „Tod in Berlin“ konnte im November und Dezember 2014 abgedreht werden. Im Januar 2015 war dann die Sicherheitslage wieder so weit entspannt, dass „Shi va“ wieder in Tel Aviv entstand. „Wir hatten Glück, dass die zuständige ARD-Redaktion den Weg mitgegangen ist“, sagt Burgemeister und hofft, dass die Quoten so gut sind, dass ein schon fertiges drittes Abenteuer verwirklicht werden kann. Die Lage in Israel ist derzeit ruhig.