Der ProSiebenSat.1-Vorstandsvositzende Thomas Ebeling hat in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" durchblicken lassen, wie er sein Unternehmen führt. "Manche Menschen sind der Typ Cheerleader, die schaffen immer ein gutes Gefühl für ihre Leute, die sind der große Motivator. Das bin ich nicht, ich bin nicht der große Strahlemann. Bei mir können die Leute dafür etwas lernen. Ich arbeite gerne mit Menschen, die eine hohe Eigenmotivation haben", sagte Ebeling und vergleicht seinen heutigen Job mit dem bei Novartis. "In der Pharmaindustrie haben die Mitarbeiter an Medikamenten geforscht, um Menschen zu heilen. Bei ProSiebenSat.1 wollen alle gute Unterhaltung machen. Ich habe das große Glück, hier Kollegen zu haben, die man nicht antreiben muss, sondern die leistungsbereit sind. Dann kann ich ihnen auch etwas beibringen."
An seinem jetzigen Posten schätzt Ebeling, schneller etwas bewegen zu können. "Die Entwicklung eines Medikaments dauert sieben oder zehn Jahre, bei ProSiebenSat.1 sehen wir die Marktanteile jeden Morgen." Dabei sei es "für alle dramatisch, wenn eine Sendung floppt", sagte er. "Da sind schon mal schnell ein paar Hunderttausend Euro und viel Arbeit weg. Aber da schlägt man dann nicht drauf. In einer solchen Situation muss man die Nerven aller Beteiligten beruhigen, die Lage stabilisieren und die Fehler analysieren." Wenn jemand in einer Krise ist, haue er jedoch nicht drauf. "Ich haue nur dazwischen, wenn jemand ungenau arbeitet. Schlampigkeit ist der sicherste Weg, mit mir Ärger zu bekommen. Und wenn jemand nicht bereit ist, Fehler einzuräumen, ist das auch ein Problem."
"Die Mitarbeiter wollen von ihren Chefs etwas lernen."
Thomas Ebeling
Er merke schnell, wenn jemand schlampig arbeite, das sei nach 35 Jahren im Job auch Intuition. "Man sieht zum Beispiel an der Qualität von Unterlagen, ob jemand nachlässig war. Die Frage ist dann, liegt es an der Einstellung, am Talent oder an der fehlenden Erfahrung? Heute müssen Chefs als Coach auftreten. Die Mitarbeiter wollen von ihren Chefs etwas lernen." Mit seiner eigenen Arbeit kann Thomas Ebeling indes zufrieden sein, schließlich steht ProSiebenSat.1 derzeit auch dank des weiter wachsenden Digitalgeschäfts gut da. "Beim Umsatz haben wir die hohe Abhängigkeit vom Fernsehgeschäft schon deutlich reduziert. Jetzt muss der Digitalbereich die Gewinne weiter steigern", so Ebeling in der "SZ. "Noch immer gilt: Wir sind ein Unternehmen, das viel Fernsehen und immer mehr Digital hat. Fernsehen wird vorerst unser Kerngeschäft und der Treiber für das Digitalgeschäft bleiben."
Für Aquisitionen habe man bis zu einer halben Milliarde Euro zur Verfügung, betonte Ebeling mit Blick auf mögliche weitere Zukäufe. "Das Problem ist, dass es gar nicht so viele größere Unternehmen in Deutschland gibt, die strategisch passen und bei denen wir eine Wertsteigerung für unsere Aktionäre erwarten. Aber wir haben die Augen offen." Den Glauben an das Medium Fernsehen hat Thomas Ebeling indes nicht verloren. "Die Reichweite von Sendern mit heute tendenziell älteren Zuschauern wird hoch bleiben, schon aus demografischen Gründen. Die Älteren schauen eher mehr Fernsehen als früher." Ein Problem also für das junge ProSieben? Ebeling: "ProSieben wird die Präferenzen der sogenannten Millennials gut abgreifen, egal, ob sie zu Hause auf dem Sofa sitzen, unterwegs mit dem Smartphone zuschauen oder das Programm später in der Mediathek sehen. So etwas wie unsere Sendungen 'Duell um die Welt' oder 'Galileo' findet man in dieser Qualität nicht bei Youtube."