Bei all den hochwertig produzierten Serien, die Netflix auf den Markt bringt, vergisst man gerne mal, dass der Streaminganbieter auch Filme produziert. Schon seit geraumer Zeit hegt Netflix Ambitionen, in diesem Bereich große Preise abzuräumen, doch der größte aller Filmpreise - bekanntermaßen der Oscar - blieb Netflix bislang verwehrt. Dies lag nicht nur an der Qualität der Produktionen, sondern auch an einer bestimmten Regelung der Academy. Nominiert werden nämlich nur Filme, die sieben Tage am Stück mit drei Vorstellungen pro Tag in einem kommerziell betriebenen Kino im Los Angeles County liefen.

Durch sein Streaming-Modell war Netflix hier bislang gewissermaßen im Nachteil, doch dank eines Deals mit der Luxus-Kinokette iPic möchte man diese Auflage nun erfüllen. Wie das Wall Street Journal berichtet, wird dem Streaminganbieter garantiert, die notwendigen Spielzeiten zu erreichen. Da für Dokumentationen zudem die Auflage besteht, auch außerhalb von Los Angeles laufen zu müssen, beinhaltet die Vereinbarung außerdem diverse Vorstellungen in New York.

Auf die Verfügbarkeit bei Netflix wird der Deal übrigens keinen Einfluss haben, denn die Filme sollen den Kunden zur selben Zeit auch zum Abruf zur Verfügung gestellt werden. Dadurch ist es zwar unwahrscheinlich, dass die im Kino ausgestrahlten Filme kommerziell erfolgreich werden - das spielt für die Oscar-Qualifikation aber ohnhin keine Rolle. Bisher umfasst der Deal zehn Filme mit u.a. "The Siege of Jadotville", in dem Jamie Dorman ("Fifty Shades of Grey") mitspielt und Christopher Guests Mockumentary "Mascots". Andere Original-Titel, die sich in der Warteschlange befinden, sind David Ayers "Bright", Bong-joo Hos "Okja" und die Horrorkomödie "Little Evil".

Netflix-Chef Ted Sarandos kommentiert die vom Academy Award aufgelegten Richtlinien wie folgt: "Früher musste ein Film im Kino gewesen sein, um auch als Film zu gelten. Ich denke, das ist eine aussterbende Definition." John Fithian, der Vorsitzende der Kino-Lobby National Association of Theater Owners (NATO) äußert sich beim amerikanischen Branchendienst Variety alles andere als enthusiastisch und erklärt, dass "der Erfolg der Filmindustrie ein direktes Ergebnis der höchst erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Filmemachern, Verleihern und Ausstellern" sei. Solch ein Unterfangen könne dafür sorgen, dass der Heimkino- als auch Kinomarkt Schaden davon nimmt.