Es ist nicht gerade gut bestellt um die Zukunft der Lead Awards. Weil das Geld knapp ist, fand die Verleihung des unabhängigen Medienpreises am Montagabend in Hamburg in deutlich kleinerem Rahmen statt als in den vergangenen Jahren. Mit Blick auf die Qualität der deutschen Zeitungslandschaft ist Markus Peichl, der Vorsitzender der Lead Academy ist, schon deutlich zufriedener. Von einem "Jahrgang erster Güte" sprach er und verwies auf viele Relaunches und Neuerungen sowie eine "große Anzahl herausragender Einzelleistungen und publizistischer Kraftanstrengungen", wie etwa die "Panama Papers"-Serie der "Süddeutschen Zeitung".

Das "SZ Magazin" wurde zur Zeitschrift der Jahres gewählt, das eine "feste Konstante in der deutschen Magazinlandschaft und Publizistik" sei, die sich "durch anspruchsvollen Journalismus, handwerkliche Qualität, originelle Ideen und blattmacherischen Instinkt" auszeichne. Silber ging an "Vice", gefolgt von der Musikzeitschrift "Spex". Die "B.Z.", die insgesamt zwei Goldmedaillen erhielt, wurde als "Lead-Zeitung des Jahres" ausgezeichnet. "Sie hat den Boulevardjournalismus neu definiert, indem sie Breitenwirksamkeit, Ernsthaftigkeit und Anspruch verbindet", lobte die Jury. Dahinter landeten das "Handelsblatt" und die "taz".

Der Preis für das "Newcomer-Magazin des Jahres" ging unterdessen an das unabhängige Essay- und Reportage-Magazin "Block", hinter dem Thersia Enzensberger steht. Gruner + Jahr belegte hier mit "Stern Crime" und dem Schöneberger-Magazin "Barbara" sowohl den Silber- als auch den Bronze-Rang. Auch "L’Officiel", die deutsche Lizenzausgabe der aus Frankreich stammenden Modezeitschrift, erhielt Bronze. Gewürdigt wurde gleichzetig aber auch die gestiegene Qualität der Online-Angebote. Mit "Panama Papers" und "Die große Flucht" wurden in der Kategorie Webfeature gleich zwei "SZ"-Beiträge ausgezeichnet. Aber auch das Webspecial "Flüchtlinge in Berlin" der "Berliner Morgenpost" wurde gewürdigt.

"FAZ.net" ist unterdessen deas Webmagazin des Jahres und hat nach Ansicht der Jury die beste Entwicklung hingelegt. "Inhalt, Design, Technik, Usability sind zeitgemäß und setzen neue Standards, vor allem aber besticht die Organisation und Hierarchisierung von Information", hieß es zur Begründung. Dahinter folgten das digitale Lifestyle-Magazin "Wired" und der junge "Spiegel Online"-Ableger "bento". Das Foto des Jahres ist unterdessen eines, das um die Welt ging und gleichermaßen von "Focus", "Spiegel" und "Stern" gedruckt wurde. Es zeigt den toten Flüchtlingsjungen Alan am Strand von Bodrum und wurde von der Fotojournalistin Nilüfer Demir gemacht.

Die meisten Auszeichnungen gingen übrigens an das "Zeit Magazin", das sich über gleich acht Medaillen in den Rängen Gold, Silber und Bronze freuen kann. Das "SZ Magazin" durfte sich dagegen gleich vier Mal über Gold freuen und ist damit ebenfalls einer der großen Gewinner des Abends. Ob das 25. Jubiläum der Lead Awards im kommenden Jahr gefeiert werden kann, hängt unterdessen stark davon ab, ob es Markus Peichl gelingt, einen finanzstarken Großsponsor an Land zu ziehen.