In aller Regel läuft eine "Tatort"-Folge nach bekanntem Schema ab: Gleich zu Beginn geschieht der Mord - und kurz vor dem Ende wird der Täter überführt. Nicht so im Münchner "Tatort" vom vergangenen Sonntag: Da blieb der gesuchte Mörder nämlich überraschend auf freiem Fuß. Ein offenes Ende also, das im "Tatort" wahrhaft ungewöhnlich ist. Noch besteht allerdings die Chance, dass die Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) den Mörder doch noch dingfest machen werden.

Für das kommende Jahr hat der Bayerische Rundfunk jedenfalls inzwischen eine Fortsetzung des Falls in Aussicht gestellt. Nach Angaben des Senders wurde die Folge "Der Tod ist unser ganzes Leben", die an "Die Wahrheit" anknüpfen soll, bereits am vergangenen Montag abgedreht. "Schon zu Beginn der ersten Exposé-Sitzung waren wir uns einig, dass der Täter in 'Die Wahrheit' nicht gefasst werden sollte. 'Die Wahrheit' sollte ein 'Tatort' werden, der die Schmerzhaftigkeit polizeilicher Ermittlungsarbeit auf die Spitze treibt", erklärte BR-Redakteurin Stephanie Heckner.

Auf dem Regiestuhl kommt es bei der Fortsetzung allerdings zu einer Veränderung: Während am ersten Teil noch Sebastian Marka als Regisseur fungierte, führt bei der Weitererzählung des Falls Philip Koch ("Picco", "Outside the Box") die Regie nach einem Drehbuch von Holger Joos ("Tatort: Das verkaufte Lächeln"), das auf einer Idee von Erol Yesilkaya ("Tatort: Die Wahrheit") basiert. "'Der Tod ist unser ganzes Leben' ist mit Bedacht nicht als 'Sequel' der 'Fortsetzung‘ von 'Die Wahrheit' gekennzeichnet. Der Film funktioniert dramaturgisch völlig unabhängig. Er bleibt am Thema Tätersuche dran", betonte Heckner.

Und so geht es weiter: Ein Jahr, nachdem Ben Schröder (Markus Brandl) vor den Augen seiner Frau Ayumi (Luka Omoto) und seines Sohnes Taro (Leo Schöne) erstochen wurde, geschieht in München ein ähnliches Verbrechen ohne erkennbares Motiv. Die Tat trägt dieselbe grausame Handschrift. Der Alptraum für Batic und Leitmayr aus "Die Wahrheit“ setzt sich fort und endet schließlich in einem Schreckensszenario, in dem es für sie um nicht weniger geht als um ihre berufliche Existenz, ihre Freundschaft und ihr Leben.

Beim Bayerischen Rundfunk hat man also ganz offensichtlich gelernt: Vor zweieinhalb Jahren hatte ein Münchner "Tatort" ebenfalls mit einem Cliffhanger geendet. Damals lag Kommissar Leitmayr zum Schluss regungslos auf dem Boden, sodass schnell die Frage aufkam, wie es mit ihm weitergehen würde. Beim BR entschied man sich allerdings dafür, den Mordanschlag im nächsten Fall nicht zu thematisieren (DWDL.de berichtete). "Die Tatorte werden mit so großen zeitlichen Abständen gezeigt, dass es als Spannungsbogen nicht funktionieren würde", hieß es damals zur Erklärung, was bei Fans der Krimireihe auf wenig Verständnis stieß.

Im jüngsten Fall hat der BR jetzt also die Gelegenheit, es besser zu machen als damals. Wann "Der Tod ist unser ganzes Leben" ausgestrahlt werden soll, steht aber noch nicht fest.