Knapp drei Jahre liegt die Ankündigung von RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann, die Biografie "Hitlers erster Krieg" des Historikers Thomas Weber als Serie verfilmen zu wollen, inzwischen zurück. Dabei bestand von Beginn an die Befürchtung, die Sorgen und Nöte des jungen Adolf Hitler könnten möglicherweise Empathie wecken. Und so wurde im Hintergrund zusammen mit der Produktionsfirma UFA Fiction lange gerungen, auch wenn der Münchner Medienmogul Jan Mojto schon im vorigen Jahr verkündete, dass seine Beta Film die Rechte an der zehnteiligen Serie mit einem Produktionsbudget von mehr als 20 Millionen Euro bereits an den französischen Sender TF1 verkauft hat.

Inzwischen ist die Zukunft der Serie allerdings unsicherer denn je - auch, weil sich RTL nach reiflicher Überlegung doch noch gegen das Projekt entschieden hat. "Wir haben aktuell sechs neue Dramaserien in der Pilotierung, denn unser Bedarf an eigenen, exklusiven Serien ist groß. Von der Hitler-Serie haben wir uns aber verabschiedet", erklärte Frank Hoffmann jetzt in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wir haben immer viele fiktionale Stoffe gleichzeitig in der Entwicklung. Erst sind wir auf der Autobahn unterwegs, irgendwann nehmen wir dann die Abfahrt, konkretisieren und verdichten - und verabschieden uns schließlich von dem einen oder anderen Projekt."

Anderen Projekten soll nun also der Vortritt gelassen werden. Gemeint sind "Serien, die die Interessen unserer Zuschauer und die des Senders noch besser auf einen Nenner bringen", wie Hoffmann es nennt. "Losgelöst davon steht für mich außer Frage, dass eine Verfilmung der jungen Jahre Adolf Hitlers, wie sie hier angelegt wurde, hochinteressant ist. Das Drehbuch ist hervorragend. Ich würde mich sehr freuen, wenn irgendwo anders etwas daraus entsteht. Dafür drücke ich allen Partnern des Projekts die Daumen." Auf die Frage, was den Ausschlag gebe, ein Projekt in die Produktion zu schicken, sagt der RTL-Programmgeschäftsführer: "Im Idealfall sollte das Programm eine gewisse Breite aufweisen und eine größere Bekanntheit haben."

Das sei sowohl bei dem Spielfilm "Duell der Brüder" als auch jüngst bei "Winnetou" der Fall gewesen. Mit Blick auf die Neuverfilmung des Western-Klassikers, deren dritter Teil am Donnerstagabend zu sehen sein wird, zeigte sich Hoffmann indes zufrieden. "Unsere Zuschauer sind begeistert, viele Kritiker waren angetan, und schon jetzt haben wir einige Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis", sagte er im "FAZ"-Interview. "Da schlägt das Herz eines Programmmachers höher." Hoffmann: "Die Interpretation des Regisseurs Philipp Stölzl ist so angelegt, dass sowohl die Fans als auch diejenigen mit Winnetou etwas anfangen können, die weder die Bücher noch die alten Filme kennen. Vielleicht hatten aber auch einfach nur die alten Fans, die Winnetou noch aus ihrer Jugend kennen, in den Familien die Hoheit über die Fernbedienung."