Unumstritten ist Roland Tichy schon bei seinem Xing-Antritt 2015 nicht gewesen, immer wieder fiel er mit populistischen Thesen und Aussagen auf. Dennoch machte das Karriere-Netzwerk ihn damals zum Herausgeber von Xing News, in dieser Funktion etablierte er auch das Debattenportal Klartext. Seit dem Wochenende wird Tichy heftig kritisiert. Stein des Anstoßes ist ein Text von Jürgen Fritz, der auf seinem Blog erschienen ist. In dem Text werden "grün-linke Gutmenschen" als "geistig-psychisch krank" bezeichnet.

Tichy hat den Beitrag mittlerweile von seinem Blog gelöscht und sich entschuldigt, der Text habe nicht erscheinen dürfen. Dennoch trat der Text eine Kritikwelle los, bei der etliche Xing-Mitglieder mit Kündigung ihren Premium-Abos oder gleich mit der Löschung ihres Accounts drohten. Am Montag hat Tichy nun die Reißleine gezogen: "Am Wochenende hat eine Kampagne gegen mich und meine publizistischen Aktivitäten einen weiteren Höhepunkt erreicht", schreibt er auf seinem Portal. Das Entfernen des Textes habe nicht geholfen, so Tichy. "Stattdessen erhielt ich Morddrohungen". Deshalb trete er mit sofortiger Wirkung von seinem Posten als Herausgeber zurück.

"Wo ein Ende ist, ist auch ein Anfang. Mit Xing Klartext und Tichys Einblick haben sich zeitgleich zwei sehr erfolgreiche Internetmarken entwickelt. Ich werde mich in Zukunft auf Tichys Einblick konzentrieren und dazu beitragen, dass Heft und Internet-Magazin weiter schnell wachsen", so Tichy weiter. "Deutschland braucht auch und gerade im Jahr des Bundestagswahlkampfs kritische und mutige Stimmen."

Xing selbst hat mitgeteilt, dass man Tichys Entscheidung "mit Respekt zur Kenntnis" nehme. Gleichzeitig bedankte man sich bei Tichy für die geleistete Arbeit. "Xing hat Roland Tichy, seiner journalistischen Kompetenz und seinem Verständnis für Publishing im Internet viel zu verdanken. Er ist einer der renommiertesten Journalisten Deutschlands und hat uns entscheidend geholfen, Xing Klartext aufzubauen." Zur inhaltlichen Kritik der vergangenen Tage äußerte sich Xing nicht.

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