Nachdem der Deutsche Fernsehpreis dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen ist, machte die Verleihung nun schon zum zweiten Mal Station in den Düsseldorfer Rheinterrassen - für eine TV-Ausstrahlung hat es aber auch diesmal nicht gereicht. Anlass genug für Moderatorin Barbara Schöneberger, gleich zu Beginn des Abends zu lästern. "Zur besten Schlafenszeit" laufe der Zusammenschnitt, bei dem es sich ein bisschen so verhalte wie beim Zeugungsakt: "Der Großteil ist für die Katz."

Dabei musste sich der Fernsehpreis in diesem Jahr keineswegs am späten Abend verstecken, schließlich gab es durchaus viele gute Produktionen zu feiern - und zwar nicht nur im Fiction- und Informations-Bereich. Die Auszeichnung von Jan Böhmermanns "Neo Magazin Royale" als Beste Late Night nach einem turbulenten Jahr ist ganz sicher zu nennen. Mit Blick auf den Wirbel um sein Erdogan-Gedicht kündigte Böhmermann folgerichtig auf der Bühne an, den Preis der Rechtsschutzversicherung des ZDF und dem Justiziariat widmen zu wollen.

Relevanz bewies im zurückliegenden Jahr auch die WDR-Reihe "Das Lachen der Anderen" mit Micky Beisenherz und Oliver Polak, die sich jetzt als Beste Comedy gegen "extra 3" und "Sketch History" durchsetzte. "Die beste Show der Welt" mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf war zudem auch für die Juroren die beste Show des Jahres. Das ProSieben-Format setzte sich in der Kategorie Unterhaltung Primetime unter anderem gegen "Ninja Warrior Germany" und "Grill den Henssler" durch. Für "Galileo" gab's für ProSieben zudem einen Preis fürs Beste Infotainment.

Freuen kann man sich aber auch bei Vox, wo der Überraschungs-Erfolg "Kitchen Impossible" als Bestes Factual Entertainment ausgezeichnet wurde. Hier war neben "Bares für Rares" mit der "Höhle der Löwen" noch ein weiteres Format aus dem Hause Vox im Rennen. Mit dem "Club der roten Bänder" gelang es dem Kölner Sender sogar, den Titel zu verteidigen: Erneut erhielt die Produktion den Fernsehpreis als Beste Serie. Auch das ein Beleg dafür, dass sich Relevanz und Erfolg im Fersehen keineswegs ausschließen müssen.

Nicht minder sehenswert war im vorigen Jahr zugleich der NSU-Dreiteiler der ARD, der sich als Bester Mehrteiler unter anderem gegen die Neuauflage von "Winnetou" durchsetzte, die aber zumindest für die Beste Musik und die Beste Ausstattung geehrt wurde. Als Bester Fernsehfilm wurde indes die ZDF-Produktion "Familienfest" ausgezeichnet. Sonja Gerhardt erhielt einen Preis für ihre Rollen in den Filmen "Ku'damm 56" und "Jack the Ripper", während Martin Brambach für "Der Fall Barschel" und "Wellness für Paare" auf der Bühne einen Fernsehpreis entgegennehmen durfte.

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Der Fernsehpreis beweist 2017 aber nicht nur ein Gespür für Relevanz, das sich auch in einer Auszeichnung für die gerade sogar für einen Oscar nominierte "Auslandsjournal"-Doku "Das Schicksal der Kinder von Aleppo - Neue Heimat Deutschland" niederschlägt, sondern auch für Innovation. Dass sich die Rocket Beans - namentlich Nils Bomhoff, Etienne Gardé, Daniel Budiman und Simon Krätschmer - in der Kategorie Beste Moderation Unterhaltung durchsetzten, kommt einer kleinen Revolution gleich. Gleichzeitig nahmen die Macher der funk-Serie "Wishlist" den mit 15.000 Euro dotierten Förderpreis entgegen. Auch das ist ein schönes Signal für die Zukunft.

Schauspielerin Senta Berger erhielt am Ende der zweieinhalbstündigen Gala den Ehrenpreis der Stifter - und ließ es sich in ihrer Dankesrede nicht nehmen, Kritik zu äußern. Der durchrasende Abspann auf der rechten Seite des Bildschirms, während bereits des nachfolgende Programm angekündigt werde, sei eine - wenn auch vielleicht ungewollte - "Missachtung unserer Arbeit", sagte Berger und plädierte insbesondere an die öffentlich-rechtlichen Sender: "Räumen Sie bitte Zeit ein, um die Mitarbeiter unserer Filme den Zuschauern vorstellen zu können. Die Kreativen werden es Ihnen danken und die Zuschauer auch."

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