Ärger um einen geplanten Beitrag rund um das Thema Pelze in "Plusminus": Die Redaktion will in der Sendung am Mittwochabend unter anderem Verstöße gegen den Tierschutz aufdecken und zudem aufzeigen, "wie Verbraucher und Politiker bewusst von der Pelz- und Modebranche in die Irre geführt werden". Deutschen Pelztierfarmen wird vorgeworfen, wichtige Tierschutzauflagen nicht einzuhalten. Noch vor der Ausstrahlung des Beitrags hat sich nun der Lobbyverband der Europäischen Pelzbranche, Fur Europe, öffentlich zu Wort gemeldet und den zuständigen BR für den geplanten Beitrag kritisiert.
"Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt", heißt es von der Organisation in Bezug auf angeblichen Etikettenschwindel in der Pelzindustrie. Zudem verweist Fur Europe auf ein Tierschutz-Beurteilungsprogramm, das erst im Januar eingeführt wurde und im Laufe der kommenden Jahre auf immer mehr europäische Farmen ausgedehnt werden soll. "'Plusminus' hat es nicht für nötig gehalten, mit irgendeiner Universität zu sprechen, die dieses System mitentwickelt hat". Fur Europe geht davon aus, dass das Programm verunglimpft werden soll. Hier habe die Redaktion "keinerlei journalistische Ambitionen" gehabt, um herauszufinden ob die Behauptungen richtig sind.
Fur Europe wirft "Plusminus" zudem vor, bei einer Sendung Anfang 2015 deutsche Pelztierfarmer des Verstoßes gegen Tierschutzgesetze bezichtigt zu haben - die gedrehten Videos seien aber im Ausland entstanden. Dieses Mal habe man "schwerwiegende Vorwürfe" aus anonymen Quellen beantworten sollen - die Redaktion habe die "globalen Vorwürfe" dabei nicht belegt. Dazu heißt es von dem Lobbyverband: "Weder Fur Europe noch die farmbetreibenden Mitglieder werden unsubstantiierte Vorwürfe beantworten, ohne zu wissen, wer die Vorwürfe auf welcher Basis vorbringt."
Offenbar will sich Fur Europe mit seiner PR-Offensive schon im Vorfeld dafür rechtfertigen, dass man der Redaktion keinen Stellungnahme hat zukommen lassen. Die angebliche Intransparenz der Redaktion sei jedenfalls der einzige Grund, weshalb man nichts zum Beitrag beisteuere, "'Plusminus' fordert Transparenz und Offenheit des europäischen Pelzsektors, ohne dieselben Maßstäbe und dieselbe Verantwortung für ein öffentlich-rechtlich finanziertes Programm anzulegen."
Update (14:30): Nun hat sich der BR zu den Vorwürfen geäußert. Gegenüber DWDL.de heißt es von der "Plusminus"-Redaktion: "Um auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen, hatte die Redaktion von 'Plusminus' selbstverständlich eine Stellungnahme von 'Fur Europe' zu den Rechercheergebnissen angefragt. Auf unsere konkreten Fragen haben wir jedoch keine Antworten erhalten."