Zwölf Jahre hat A+E Networks Germany zusammen mit NBCUniversal International ein Joint Venture betrieben - umso überraschender kam am Donnerstag die Nachricht, dass das US-Mutterunternehmen seinen deutschen Ableger jetzt zu 100 Prozent übernehmen will, um die deutschen Pay-TV-Sender A&E und History künftig alleine zu verantworten (DWDL.de berichtete). Im Zuge dessen stellte der Konzern in Aussicht, verstärkt in lokale Inhalte sowie neue lineare und digitale Dienste investieren zu wollen. Anders ausgedrückt: Auch der Start neuer Sender ist nicht ausgeschlossen.

Darauf angesprochen, zeigte sich Patrick Vien, Executive Managing Director von A+E Networks, allerdings zunächst erstaunlich zurückhaltend. "Aktuell sind uns Partnerschaften wichtiger,  als eigene Sender zu gründen", sagte er im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de und verwies auf bestehende Kooperationen mit deutschen Free-TV-Sendern, die man seit Jahren mit Factual- und Fiction-Formaten beliefert. Das wolle man auch weiterhin tun. "Aber es versteht sich von selbst, dass wir als Unternehmen immer die Augen in alle Richtungen offen halten. Es ist unser großes Ziel, unser Portfolio auszubauen."

DWDL.de hatte zudem die Gelegenheit, mit Sean Cohan, President A+E Networks, zu sprechen. Dabei ging es auch um die Frage, ob perspektivisch auch ein Deutschland-Start von Viceland denkbar sei. "Viceland ist ein wunderbares ein Mitglied unserer Familie und agiert derzeit sehr aggressiv, wenn es darum geht, in andere Länder exportiert zu werden. Wenn sie nach Deutschland kommen wollen, wären wir auf jeden Fall zur Stelle, um zu helfen." Das halte er derzeit allerdings für eher unwahrscheinlich. Und so wird der Fokus in der näheren Zukunft also zunächst auf den ohnehin schon bestehenden Kanälen liegen.

Doch hätte es dafür nicht so weitergehen können wie bisher? "Ich will nicht behaupten, dass wir ohne NBCUniversal stärker sind, schließlich arbeiten wir auch weiterhin mit den Kollegen zusammen. Allerdings können wir künftig fokussierter arbeiten, weil wir uns auf uns selbst konzentrieren können", betonte Cohan und schon bei dieser Gelegenheit noch ein Lob an die Kollegen hinterher: "NBCUniversal hat sich schnell im Markt etabliert und gezeigt, wie man vorgehen muss, um erfolgreich zu sein. Sie haben die schwere Arbeit übernommen, die ersten Schritte zu gehen, und uns dabei geholfen, Marktstrategien zu entwickeln. Dafür sind wir den Kollegen sehr dankbar."

Zu den Leistungen, die A+E Networks hierzulande weiterhin von NBCU in Anspruch nehmen wird, gehören indes vor allem die Büroräume und IT. Ein Umzug ist also erst mal nicht geplant und auch die aktuelle Mannschaft bleibt an Bord, heißt es aus München. Dort fühlen sich offenbar auch die Verantwortlichen von A+E in den USA sehr wohl. Deutschland sei "ein sehr großer und wichtiger Markt, der stabil wächst", so Sean Cohan. "Innerhalb Europas stellt Deutschland einen Anker dar und bietet Raum für Innovationen. Das gilt vor allem für den technischen Bereich." Der deutschsprachige Markt sei aber auch aus kultureller Sicht wertvoll, ergänzt Patrick Vien. "Die Menschen sind gebildet, neugierig auf Neues und informieren sich von sich aus. Das ist ein gutes Fundament."