Nachdem sich der "Amazon Newsstand" bereits in Amerika und Großbritannien bewiesen hat, gibt der Online-Riese jetzt auch seinen Kunden in Deutschland reichlich Lese-Stoff an die Hand. Unter dem Titel Prime Reading können Prime-Kunden von Amazon ab sofort auf diverse Bücher, Zeitungen und Magazine zugreifen. Das Angebot funktioniert auf allen Lese-Apps für iPhone, iPad, Android-Smartphones und -Tablets, PCs und Mac sowie auf sämtlichen Kindle eReadern und Fire-Tablets.

Prime Reading umfasst im Zeitschriften-Bereich unter anderem "Spiegel", "Focus", "Funk Uhr" und "TV 14" - wer entsprechende Abos besitzt und Prime-Kunde ist, kann diese also theoretisch kündigen. Das neue Angebot ergänzt das bereits bestehende Portfolio um Prime Video und Prime Music, das Amazon zuletzt rund um seinen Gratisversand gestrickt hat. Wer Amazon Prime nutzen will, muss dafür jährlich 69 Euro oder 8,99 Euro pro Monat bezahlen.

"Mit Prime Reading ist Amazon Prime noch besser geworden", zeigte sich Alessio Santarelli, Kindle Content Director EU bei Amazon, zum Start überzeugt. Gleichzeitig ist es auch ohne Prime-Mitgliedschaft möglich, einzelne Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften im Newsstand von Amazon zu kaufen. Auf diese Weise können die Verlage neue Zielgruppen ansprechen, allerdings wird Amazon im Gegenzug einen guten Teil der Erlöse behalten.

Glücklich dürften daher vermutlich nicht alle sein. So erklärte ein namentlich nicht benannter Manager eines Zeitungsverlages gegenüber DNV, dass eine Amazon-Kooperation mit einem "extremen Sampling-Programm" verbunden sei. Dies bedeutet, dass der Verlag eine große Menge an Freiexemplaren verteilen müsste. Letztlich würde das die Angebote seines Verlags bloß kannibalisieren. Die Verlegerverbände BDZV und VDZ begrüßten dennoch den Start des Newsstands.  Der BDZV geht "davon aus, dass die Gespräche über die Konditionen fair und transparent verlaufen und offene Fragen - etwa zur Ausweisung durch die IVW - schnell geklärt werden können".