Warnstreiks mit spürbaren Auswirkungen aufs Programm gab es gerade erst beim MDR zu beobachten, wo inzwischen ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen wurde. Beim WDR steht eine Einigung noch aus. Ab 11 Uhr gehen dort die Tarifverhandlungen in die fünfte Runde. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben die Gewerkschaften DJV und Ver.di die WDR-Beschäftigten zwischen 7 und 12 Uhr zu einem Warnstreik aufgerufen. Die zentrale Kundgebung ist für 9 Uhr in Köln angesetzt, auch in den Lokalstudios seien zu diesem Zeitpunkt Aktionen geplant.

Die Auswirkung bekamen nun beispielsweise bereits die Hörer von 1Live zu spüren. Dort fielen um 7 Uhr und 7:30 Uhr sowohl die Nachrichten als auch die Verkehrsmeldungen aus, auch ein gepantes Gewinnspiel könne nicht stattfinden erläuterten die Moderatoren Olli Briesch und Michael Imhof, die allerdings weiter im Studio waren und ein lediglich durch Werbung unterbrochenes Musikprogramm ohne Moderationen sendeten. Um 8 Uhr kehrte der Sender dann allerdings bereits wieder zum Normalbetrieb zurück.

Update: Wie der WDR inzwischen erläuterte, kam es bei WDR 2, WDR 3, WDR 4 und WDR 5 zu keinen größeren Ausfällen im Programm, statt der üblichen zwei unterschiedlichen Nachrichtenformate lief zwischen 7 und 8 Uhr aber lediglich ein Nachrichtenformat auf diesen Wellen. Cosmo wiederum sendete zwischen 7:30 Uhr und 8 Uhr ausschließlich Musik.

Bereits die vierte Verhandlungsrunde im August war von einem Warnstreik begleitet worden, an dem sich nach Gewerkschaftsangaben bis zu 300 Beschäftigte beteiligt hatten. "Das hat Eindruck gemacht", sagt Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW. "Trotzdem weigert sich der WDR immer noch, ein angemessenes Angebot vorzulegen. Im Gegenteil: Der Sender will sogar unterschiedliche Erhöhungen für Freie und Festangestellte durchsetzen und so beide Gruppen gegeneinander ausspielen." Die Gewerkschaften führen "extreme Arbeitsverdichtung und ausufernde Kosten für Bau- und Umzugsprojekte" an, um ihre Forderung nach einer Gehaltssteigerung zu unterstreichen und verweisen hinsichtlich der erzielten, besseren Abschlüsse auch auf andere ARD-Anstalten: "MDR und NDR haben vorgemacht, wie das geht", so Kah.

Nach der letzten Verhandlungsrunde hatte Ver.di von einer "äußerst unerfreulichen Atmosphäre" gesprochen und kritisiert, dass das Angebot des WDR unter jenen anderer ARD-Anstalten und des öffentlichen Dienstes liege. Der WDR wiederum befindet sich inmitten eines Sparkurses und will bis 2020 jährlich 100 Millionen Euro an Kosten einsparen.