Es ist schon eine kleine Überraschung gewesen, als der ORF Ende August angekündigt hat, die Amazon-Serie "You Are Wanted" bald zu zeigen. Die Serie von und mit Matthias Schweighöfer feiert damit seine Free-TV-Premiere in Österreich - einen deutschen Sender für eine mögliche Ausstrahlung gibt es bislang noch nicht. Interessant sind aber auch für die deutschen TV-Manager die Quoten in Österreich - und mit denen kann der ORF überhaupt nicht zufrieden sein.

Die ersten zwei Folgen erzielten in der vergangenen Woche am Montagabend ab 21:30 Uhr noch durchschnittlich 125.000 und 129.000 Zuschauer. Die Marktanteile lagen bei fünf und sechs Prozent. Normalerweise kommt ORF eins auf zweistellige Werte. Nach diesem äußerst bescheidenen Start ging es nun sogar noch weiter bergab: Die Folgen drei und vier wollten nur noch 112.000 und 95.000 Menschen sehen. Die Marktanteile lagen bei vier und fünf Prozent.

Das ist viel zu wenig für den Sender, das weiß man auch beim ORF. Gegenüber dem "Standard" erklärt Andrea Bogad-Radatz, Film- und Serienchefin im ORF: "'You Are Wanted' ist eine hervorragend produzierte Serie, die wir für den Sendeplatz nach dem ORF-eins-Quiz 'Nationalraten' angekauft haben, da ein innovatives Quiz und eine intelligente Hochglanz-Serie im Flow gut zueinanderpassen. Während das Quiz in allen Zielgruppen sehr gut funktioniert, nutzte das Publikum das anschließende Serienangebot leider nicht in dem Maß, wie wir uns das vorgestellt haben, denn das überaus große Interesse der Österreicherinnen und Österreicher an der aktuellen Berichterstattung zur Nationalratswahl setzte der Serie – trotz Free-TV-Premiere – bisher leider sehr zu."

Das Quiz "Nationalraten" schlug sich in dieser Woche mit 362.000 Zuschauern und zwölf Prozent Marktanteil im Vorfeld von "You Are Wanted" deutlich besser als die Amazon-Serie. Gleichzeitig musste Schweighöfer gegen eine starke Konkurrenz antreten: Sowohl in ORF 2 als auch bei Puls 4 liefen Wahl-Sendungen, die allesamt richtig gute Quoten verzeichneten. Vielleicht liegt es aber auch gar nicht an der starken Konkurrenz, sondern an der alten Weisheit, dass es horizontal erzählte Serien im Fernsehen schwer haben.