In den kommenden Monaten wird sich entscheiden, ob sich ARD und ZDF im Netz weiteren Regeln unterwerfen müssen oder ob sie mehr Freiheiten als bislang bekommen. Sowohl die Öffentlich-Rechtlichen als auch die Privatsender und die Verlage lobbyieren kräftig bei den Politikern und wollen möglichst viele eigene Interessen durchdrücken. BDZV-Präsident Mathias Döpfner, der gleichzeitig auch CEO bei Axel Springer ist, hatte sich bereits vor wenigen Tagen zu Wort gemeldet und mit Bezug auf ARD und ZDF erneut von "Staatspresse" gesprochen.

Nun hat Döpfner der "FAZ" ein Interview gegeben und darin deutlich moderatere Töne angeschlagen. Konkret findet der BDZV-Chef sogar lobende Worte für das ZDF. Mit der Online-Strategie der Mainzer habe man kein Problem, beim ZDF gehe man auf heute.de oder in der Mediathek "vom Bewegtbild und von den eigenen Sendungen aus". Die ARD würde mit ihren textlastigen Angeboten Presseverlagen das Leben schwer machen. Döpfner: "Wenn sich die ARD von morgen an so verhielte wie das ZDF, würde kein Verleger mehr Kritik üben", sagt Döpfner.

Seine Kritik an der ARD will Döpfner nicht als Kritik am Journalismus der öffentlich-rechtlichen Sender verstanden wissen. Diese würden "eines der besten Radio- und Fernsehangebote weltweit hervorbringen". Döpfner: "Das duale Mediensystem, das wir haben, ist ein ganz Wunderbares. Es beruht aber auf dem Wettbewerb zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Medienhäusern. Die Kritik richtet sich gegen das Verhalten der Mehrheit der ARD-Intendanten und gegen den politischen Regulierungsrahmen."

Man fordere ein generelles Verbot von presseähnlichen Angeboten der Öffentlich-Rechtlichen, sagt Döpfner. Ob die Ministerpräsidenten der Länder das aber beschließen werden, steht noch in den Sternen. Viele Politiker sprechen sich im Gegenteil sogar schon für mehr Freiheiten von ARD und ZDF im Internet aus. Warum das so ist? Döpfner glaubt an ein Abhängigkeitsverhältnis: "Warum aus der Politik kein Gegenwind kommt, erklärt sich relativ leicht. Politiker sind, besonders auf Landesebene, sehr stark von ihrer Präsenz in den öffentlich-rechtlichen Programmen abhängig. Es gibt eine Interessenallianz, die dazu führt, dass kaum ein Politiker es wagt – schon gar nicht in Wahlkampfzeiten –, sich mit den Öffentlich-Rechtlichen anzulegen, weil man auf deren Wohlwollen angewiesen ist." Hinzu käme die Verflechtung durch die Besetzung der Gremien der Rundfunkanstalten.