Bevor Daniel Hechler zum Jahreswechsel die Leitung des ARD-Studios in Kairo von Volker Schwenck übernimmt, wird Constantin Schreiber einen Monat lang aus dem vom SWR besetzten Büro berichten. Das hat das Medienmagazin DWDL.de aus SWR-Kreisen erfahren. Eine Sendersprecherin bestätigte, dass Schreiber zunächst im Dezember eine vierwöchige Urlaubsvertretung übernehmen wird. Der Schritt kommt durchaus überraschend, immerhin ist der Journalist zu Beginn dieses Jahres von n-tv zum NDR gewechselt - vorwiegend, um die "Tagesschau" und das "Nachtmagazin" zu präsentieren. Der 38-Jährige ist damit der erste "Tagesschau"-Sprecher, der als Korrespondent in einem ARD-Auslandsstudio arbeitet.

"Bei Herrn Schreiber handelt es sich um einen Kollegen, der eine große Affinität zur arabischen Welt mitbringt, unter anderem beherrscht er die arabische Sprache in einer Weise, die es ihm in der Vergangenheit ermöglicht hat, Fernsehsendungen auf arabisch zu moderieren. Dass ein solcher Kollege dem Sender auffällt, ist naheliegend", erklärte SWR-Sprecherin Anja Görzel auf DWDL.de-Nachfrage. "Deshalb haben die Fernseh-Chefredakteure von SWR, NDR und ARD-aktuell in Hamburg einvernehmlich verabredet, Herrn Schreiber die Möglichkeit einzuräumen, gelegentlich im Studio Kairo vertretungsweise zu arbeiten."

Abgesehen von der aktuell verabredeten Vertretungszeit existieren bislang allerdings keine weiteren Verabredungen. "ARD-aktuell und der NDR begrüßen seinen Einsatz in Kairo", heißt es von Seiten des SWR. Und doch ist die Personalie im Haus nicht unumstritten. Auch schon bei der Neubesetzung des Studioleiters sollen alte Eifersüchteleien zwischen den SWR-Standorten in Mainz und Stuttgart aufgekommen sein. Es habe durchaus interessierte SWR-Kollegen gegeben, die noch besser nach Kairo gepasst hätten als Daniel Hechler, soll es einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" zufolge besonders in Stuttgart geheißen haben. Aber die Mainzer Seilschaften hätten eben mal wieder funktioniert.

Schreibers Fähigkeiten sind indes unbestritten. So ging er bereits 2007 als Korrespondent für das arabische Programm der Deutschen Welle nach Dubai und berichtete aus verschiedenen arabischen Golfstaaten. Von 2009 bis 2011 war Schreiber im Nahostreferat des Auswärtigen Amts tätig und moderierte später auch für einen ägyptischen Fernsehsender. Für sein arabisch-sprachiges Web-Format "Marhaba" erhielt er sogar den Grimme-Preis.

Dass der NDR-Mann nun dem SWR unter die Arme greift, ist dennoch kein komplett ungewöhnlicher Vorgang, betont man in Stuttgart. "Schon zu früheren Zeiten haben Kollegen des einen Hauses im Auslandsstudio eines anderen Hauses vertretungsweise gearbeitet", erklärte Sprecherin Anja Görzel und nannte etwa den heutigen Südafrika-Korrepondenten Thomas Denzel, der als SWR-Mitabreiter vertretungsweise im WDR/NDR-Studio Washington tätig gewesen sei. Im Bedarfsfall hätten zudem SWR-Kolleginnen und -Kollegen das WDR-Studio Paris unterstützt, so etwa im Rahmen der Berichterstattung über den Absturz des Germanwings-Flugzeuges in Frankreich.

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