Seit RTL im Mai 2014 in einer Ausgabe von "Team Wallraff" über Missstände in Pflege-Einrichtungen der Marseille-Kliniken berichtete, tobt eine juristische Auseinandersetzung zwischen dem Kölner Sender und dem Klinikbetreiber. Jetzt hat das Oberlandesgericht Köln ein vor knapp einem Jahr ergangenes Urteil zu einem großen Teil zugunsten des Senders bestätigt. Neun von 13 Verbotsanträge seien demnach zurückgewiesen worden.

Das Kölner Landgericht hatte vor einem Jahr noch zehn von 13 Verbotsanträgen zurückgewiesen (DWDL.de berichtete). Das Gericht bestätigte, dass RTL wahrheitsgemäß berichtet habe und ließ eine Revision nicht zu. "Team Wallraff" darf damit unter anderem weiterhin behaupten, dass es zu wenig Personal im Pflegeheim Kreuzberg während der Undercover-Recherchen gab und dass damals sogar der Norovirus ausgebrochen war. Auch das Anliegen von Marseille, zu verbieten, dass Aufnahmen eines Bewohners veröffentlicht werden, der in einem völlig verdreckten Zimmer liegt, wies das OLG zurück.

RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer: "Dieses Urteil ist ein wichtiger Meilenstein für den investigativen Journalismus und damit auch für uns. Es bestätigt die investigative Haltung des Senders, dass derartige Missstände der Öffentlichkeit nicht verborgen bleiben dürfen. Davon werden wir uns auch künftig nicht durch klagefreudige Unternehmensvorstände und aggressive Anwälte abhalten lassen."

Die "Team Wallraff"-Ausgabe über die Missstände war 2014 von mehr als vier Millionen Zuschauern gesehen worden. Seither hatte RTL immer wieder über die Einrichtungen des Klinikbetreibers berichtet und Reporter in Einrichtungen eingeschleust, zuletzt in diesem Jahr.

Update (18:20 Uhr): Die Marseille Kliniken verweisen in einer Stellungnahme auf den einen Verbotsantrag, den man nun zusätzlich durchbringen konnte. RTL darf die Behauptungen, Akten würden gefaked, wenn der medizinische Dienst der Krankenkasse komme, nicht wiederholen. Außerdem muss der Sender den Kliniken den Schaden bezahlen, der durch die Aussagen entstanden ist. Die Kliniken werten das als Erfolg.