In einer Ausgabe der DW-Talkshow "Shabab Talk", die in Jordanien produziert und in der über sexuelle Belästigung diskutiert wurde, ist es zu einem Eklat unter den Gästen gekommen. Als eine junge Frau von ihren Erlebnissen berichtete, unterbrach sie der ehemalige jordanische Abgeordnete Mahmoud Kharabesheh. "Die jordanischen Mädchen sind nicht so. Sind Sie Jordanierin? Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis", schrie er die Frau an. Moderator Jaafar Abdul Karim forderte daraufhin Respekt für die junge Frau ein, doch der Politiker erklärte, die Sendung sage nicht die Wahrheit - danach verließ er das Studio.

Danach schaltete sich auch die jordanische Medienkommission in den Fall ein. Laut der "Süddeutschen Zeitung" bereite Jordanien nun Anklagen gegen die Deutsche Welle vor. Auf Nachfrage hieß es von der Medienkommission gegenüber der Zeitung, der Sender habe gegen das neue Mediengesetz verstoßen, das seit Sommer in Kraft sei. Demnach könnten sich ausländische Sender nicht mehr die Drehgenehmigung lokaler Partnersender, in diesem Fall war das der jordanische Sender Roya TV, verlassen, sondern müssten entsprechende Genehmigungen für ihre Produktionen selbst beantragen.

Auf Nachfrage von DWDL.de bestätigt DW-Sprecher Christoph Jumpelt das Problem mit der Drehgenehmigung, sagt aber auch, dass die Medienkommission die Sendung nicht inhaltlich beanstandet hätte. "Die Medienkommission hat uns höflich und kollegial darauf hingewiesen, dass die DW zukünftig eine eigene Drehgenehmigung beantragen muss. [...] Die neuen Regelungen bezüglich Koproduktionen sind aber leicht missverständlich formuliert. Daher kam es zu dieser von uns völlig unbeabsichtigten Situation." Man gehe nun davon aus, dass sich die Sache mit der Erläuterung der Medienkommission erledigt habe, so Jumpelt.

"Shabab Talk" greift gerne Themen auf, die sonst in der arabischen Welt mit Tabus belegt sind. So wird auch über Atheismus oder Homosexualität gesprochen - das kommt natürlich nicht überall gut an. Weil die Sendung nicht aus Deutschland sondern stets aus anderen arabischen Metropolen kommt, müssen auch die dortigen Gesetze und Bestimmungen eingehalten werden.