Seit Jahren schon will der BR die Frequenzen von BR Klassik und seiner jungen Radiowelle Puls tauschen, in der vergangenen Woche blies Intendant Ulrich Wilhelm das Projekt aber überraschend ab (DWDL.de berichtete). Der Sender sah darin auch einen "bewussten Schritt auf die privaten Radiobetreiber und Verlage in Bayern zu". Man wolle seinen Beitrag zu einem guten Klima im dualen System leisten, so Wilhelm. Bei den Privatsendern kam der Schritt zwar grundsätzlich gut an, einige private Radiomacher störten sich aber an der Begründung Wilhelms. So auch Klaus Schunk, Geschäftsführer von Radio Regenbogen und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT).

So sagt Schunk nun in einem Interview mit der "SZ", dass er den Schritt des BR begrüße, dieser aber vom Gesamtkontext ablenke. "Der Duktus, in dem die Entscheidung verkündet wurde, erweckt das Gefühl, dass es weder Aufsichtsgremien noch ein duales Rundfunksystem noch einen Medienrat gibt. Sondern der BR aus sich heraus Radiowellen öffnen und schließen könne, wie es ihm beliebt." Dass das aber eben nicht so sei, unterschlage der BR.

Durch das Zurückziehen des Frequenztausches würden jetzt seitens des BR Fragen übertüncht werden, sagt Schunk, der offenbar auch das von WDR-Intendant Tom Buhrow angekündigte Einlenken gegenüber den Verlagen als ein Ablenkungsmanöver sieht. "Ich habe das Gefühl, dass die Intendanten gerade Beruhigungspillen überreichen, die eine ergebnisoffene Diskussion über die Ausgestaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verhindern sollen." Dazu gehöre neben dem abgesagten Frequenztausch des BR auch die Ankündigung Buhrows, künftig verstärkt auf Audio- und Videoinhalte setzen zu wollen.

Schunk fordert in der "SZ" einen runden Tisch, "an dem wir über das duale System sprechen". Die ARD-Strukturreform bedürfe dringend der Klärung, so der VPRT-Vize-Vorsitzende. "Wenn der BR-Intendant Ulrich Wilhelm den ARD-Vorsitz übernimmt, hoffe ich, dass wir in konstruktive Gespräche eintreten können." Die bayerischen Privatradios hatten auch gegen den geplanten Frequenztausch geklagt, waren damit aber im Sommer dieses Jahres gescheitert. Schunk sagt nun, man prüfe derzeit, wie man mit der Klage weiter verfahren werde.