Die Amtszeit von MDR-Intendantin Karola Wille als ARD-Vorsitzende ist noch nicht beendet, da geben längst andere Stimmen im Senderverbund den Ton an. So lud BR-Intendant Ulrich Wilhelm die Presse in der vorigen Woche bereits zum Pressegespräch, obwohl er erst im Januar den ARD-Vorsitz übernimmt, und wenige Tage zuvor preschte WDR-Intendant Tom Buhrow vor, indem er seinem Haus weniger Text im Netz verordnete und auf diese Weise einen großen Schritt auf die Verleger zuging.

Das gefiel längst nicht jedem in der ARD. Mit einer medienpolitischen Rede hat Karola Wille jetzt auf den letzten Metern ihrer Amtszeit noch einmal versucht, die viel beschworene Einigkeit wiederherzustellen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Verleger seien publizistisch und gesellschaftspolitisch in einer "Verantwortungsgemeinschaft", sagte die scheidende ARD-Chefin laut "Tagesspiegel" und sieht in den teilweise dramatischen Umsatzrückgängen im Zeitungswesen "eine Gefahr für den demokratischen Diskurs unserer Gemeinschaft".

Die Schuld sieht Wille jedoch nicht beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. "Der Grund für die teilweise erdrutschartigen Veränderungen sind nicht wir", betonte sie in Berlin. Stattdessen hält sie die großen US-Konzerne für die wahren Feinde. "Die globalen Plattformen haben mit ihrer unerbittlichen Netzwerklogik, die ohne publizistische Grundwerte Inhalte als Köder für Konsumenten auswerfen, eine bisher nie gekannte Wirkmacht erreicht", sagte die MDR-Intendantin. Darauf müssten Verleger, Publizisten und öffentlich-rechtliche Redaktionen eine Antwort finden."

Wille: "Wir sollten meines Erachtens die Verleger dort unterstützen, wo es um die wirtschaftlichen Grundlagen für Qualitätsjournalismus geht." Als Beispiel nannte sie das Leistungsschutzrecht auf nationaler und europäischer Ebene.

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