Seit der Ankündigung seines Rückzugs wird in der Branche spekuliert: Wer folgt auf Marcus Wolter und übernimmt die Führung von Endemol Shine Germany? Das Kölner Produktionshaus erzielt in diesem Jahr nach eigenen Angaben wieder einen Rekordumsatz und ist mit den über die Jahre gesammelten Joint Ventures genre-technisch breit aufgestellt.

Frei von Herausforderungen ist der Job bei Endemol Shine Germany allerdings nicht, was ein Indiz für den Abschied von Wolter zum jetzigen Zeitpunkt sein könnte. Kann Florida TV weiterhin so viel beisteuern zum Umsatz wie in „Circus Halligalli“-Zeiten? Und welche Zukunft hat die Quizshow-Schmiede Herr P. in Hamburg? Nur zwei der Fragen, die der oder die Nachfolger/in zu klären hätte.



Drei Namen für den Job bei Endemol Shine Germany werden derzeit in der Branche heiß gehandelt:

Stefan Oelze© Seapoint
Da wäre Stefan Oelze. Der geschäftsführende Gesellschafter von Seapoint Productions und Schwesterfirma Bantry Bay ist seit mehr als zwanzig Jahren im Produktionsgeschäft hoch geschätzt. Von der BBC kam er Mitte der 90er Jahre zu Granada (heute ITV Studios), wo er von 2001 bis 2008. Geschäftsführer war. Von dort wechselte Oelze zur MME und wurde Geschäftsführer bei Filmpool. 2014 dann gründete er zusammen mit Jan Mojto und Jan Kromschröder die Kölner Produktionsfirmen Seapoint Productions und Bantry Bay.

Erfahrungen mit dem Produktionsgeschäft in internationalen Konzernstrukturen bringt Oelze mit. Nun ist er allerdings nicht nur Geschäftsführer sondern auch gesellschaftlich bei Seapoint involviert. Nötig wäre ggf. eine Übernahme von Seapoint durch Endemol Shine Germany. Fraglich jedoch, ob Jan Mojto sich schon aus dem non-fiktionalen Produktionsgeschäft veabschieden will. Festhalten lässt sich: Es läuft schwieriger als gedacht bei Seapoint, wo man sich in den ersten drei Jahren schwer tat, neben den Erfolgen „Let’s dance“ und „Sommerhaus der Stars“, weitere Formate im Markt zu etablieren.

Ein weiterer Kandidat für den Posten des CEO bei Endemol Shine Germany: Dr. Christian Franckenstein, aktuell Vorsitzender der Geschäftsführung der Bavaria Film GmbH. Auch er hat eine lange Historie im Produktionsgeschäft: 1999 war er bei der Gründung der moviement GmbH beteiligt, wurde 2004 Vorstand der MME Moviement AG und 2010 Vorstandsvorsitzender. In seine Zeit fiel der Einstieg von All3Media als internationalem Partner. Im Oktober 2014 übernahm Franckenstein die Führung der Bavaria Film.

In den vergangenen Jahren ist es Franckenstein erstaunlich geräuschlos gelungen, die Bavaria Film zu sortieren: Beteiligungen wurden verkauft, Firmengeflechte geordnet und Geschäftsfelder konzentriert. Aus First Entertainment wurde Bavaria Entertainment und aus Bavaria Fernsehproduktion Bavaria Fiction. Für Sky produziert man „Das Boot“ und für die Telekom die erste eigene Serie („Germanized“). Franckenstein hat Bavaria Film revitalisiert. Ist schon wieder Zeit für Neues? Ein Wechsel zu Endemol Shine Germany wäre die Rückkehr ins ihm vertraute, private Produktionsgeschäft.

Wolfgang Link© ProSiebenSat.1
Der dritte Name über den die Branche derzeit spekuliert: Wolfgang Link, aktuell Vorsitzender der Geschäftsführung bei der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH. Vom Musical-Geschäft kam Link 2003 zu Grundy Light Entertainment (heute UFA Show&Factual) und verantwortete dort u.a. „Deutschland sucht den Superstar“. Im Juni 2009 wechselte er als Unterhaltungschef zu Sat.1. Zwei Jahre später wurde er Senior Vice President für alle Unterhaltungsformate der Sendergruppe und führte „The Voice of Germany“ ein. 2012 wurde er Senderchef von ProSieben, 2013 dann die Geschäftsführung der gesamten deutschen Sendergruppe.

Ein weiterer Aufstieg bei ProSiebenSat.1 wird schwierig. Zwar könnte Link die vor der Zusammenführung stehenden Bereiche German Broadcasting und Digital Entertainment leiten. Doch davon abgesehen hat er ProSiebenSat.1 quasi durchgespielt. Als Kreativer den Sprung an die Konzernspitze zu machen, ist eher unwahrscheinlich. Bei Endemol Shine Germany könnte Link stattdessen wieder näher an die Produktion heranrücken - und für das Boutique-Modell der kleinen Submarken bringt er schon Erfahrung aus der ProSiebenSat.1 TV Deutschland mit.