Die #MeToo-Debatte erreicht nun auch Deutschland mit einem ersten prominenten Fall: Im "Zeit Magazin" werfen mehrere Frauen dem Regisseur Dieter Wedel, der mit Mehrteilern wie "Der König von St. Pauli" oder "De rgroße Bellheim" große Publikumserfolge landete, sexuelle Übergriffe vor. In dem Artikel werden die ehemaligen Schauspielerinnen Jany Tempel und Patricia Thielemann namentlich genannt.

Tempel spricht davon, dass Wedel sie 1996 in einem Hotelzimmer im Bademantel zu einem Vorstellungsgespräch empfangen haben soll. Er habe sie aufs Bett geworden und zum Sex gezwungen, so der Vorwurf. Thielemann wiederum gibt an, Wedel habe ihr 1991 bei einem Casting in einem Bremer Hotelzimmer ihre Bluse aufgerissen und versucht, sie rückwärts auf die Couch zu werfen. Sie habe sich gewehrt und ihn angeschrien. Da soll ihr Wedel den Hals zugedrückt haben. "Ich bekam große Angst und wehrte mich mit aller Kraft", wird die Schauspielerin zitiert.

Wedel selbst weist die Vorwürfe im "Zeit Magazin" entschieden zurück. Auf der Website der Bad Hersfelder Festspiele, deren Intendant Wedel ist, erschien am Mittwoch ein Statement von Wedels Anwalt Michael Philippi. "Unser Mandant wird durch die – erstmalige – Veröffentlichung derartiger Verdächtigungen, die auf angebliche Vorfälle von vor zwanzig und mehr Jahren gestützt werden, einem massiven öffentlichen Pranger ausgesetzt", erklärte der Anwalt und verwies auf eine "eine umfassende eidesstattliche Erklärung", die sein Wedel zu den Anschuldigungen abgegeben habe.

Darin versichere Wedel, "dass die offenbar von mehreren Schauspielerinnen gegen ihn erhobenen Vorwürfe unzutreffend und nicht gerechtfertigt sind". Wedel habe zu keinem Zeitpunkt diesen oder anderen Frauen in irgendeiner Form Gewalt angetan. Derzeit steht Aussage gegen Aussage - denn auch die beiden Schauspielerinnen sollen eidesstattliche Erklärungen ihrer Versionen abgegeben haben. Zugleich bedauerte er, dass er Schauspielerinnen und Schauspieler "insbesondere am Set manchmal überharter, wohl auch verletzender Kritik ausgesetzt" habe.

Im "Zeit Magazin" ist außerdem die Rede von einer nicht namentlich genannten Schauspielerin, die Wedel Anfang der 2000er Jahre bei den Dreharbeiten zu "Die Affäre Semmeling" vor der gesamten Crew angebrüllt und unter Druck gesetzt haben soll - das berichten zumindest ein Kameramann und ein weiteres Teammitglied. Die Schauspielerin habe ihnen damals erzählt, dass sie zuvor Wedels sexuelle Annäherungsversuche abgewehrt habe, und bestätigte gegenüber dem Magazin den Vorfall.

Wedel schreibt zu diesem Vorwurf, er sei oftmals laut gewesen und habe sein Unverständnis, etwa wenn Schauspieler ihre Rollen nicht hinreichend beherrschten und nur schlecht vorbereitet oder ihm nicht ausreichend begabt erschienen, auch grob zum Ausdruck gebracht. "Unzutreffend ist aber, dass derartige Handlungen im Zusammenhang mit sexuellen Forderungen oder Avancen Frauen gegenüber standen", wird der Regisseur vom "Zeit Magazin" zitiert.