Deutlich weniger Experimente beim "Tatort". Das ist die Marschroute, die im vergangenen Herbst von der ARD ausgegeben wurde. Ulrich Tukur, dessen "Tatort" aus Frankfurt gerne mal etwas spezieller ist, äußert in der "Bild am Sonntag" zunächst einmal Verständnis für diese Obergrenze. "Ich kann die Sorge der ARD ein bisschen nachvollziehen, denn in letzter Zeit haben die Experimente wirklich überhandgenommen", so Tukur. "Wir in Frankfurt haben irgendwann damit angefangen und traten damit eine Lawine los. Experimente sind wichtig, der Tatort sollte aber spannend bleiben".

Seinen "Tatort" sollte es aber wohl besser nicht treffen. "Jede Zensur an meinem Tatort ist inakzeptabel", meint Tukur und spricht von Redakteuren, die Angst um ihre Posten hätten und nicht unbedingt mit künstlerischer Kompetenz glänzen. Wenn diese anfingen in die Stoffe hineinzureden "und dann auch noch mit der unsäglichen Quotenkeule kommen, wird der Tatort schnell so beliebig und mittelmäßig werden wie der große Rest der Fernsehlandschaft", ist sich Tukur sicher. "Wer den Zuschauern ständig Brei vorsetzt, riskiert, dass sie ihre Zähne verlieren. Man muss auch mal kauen!", bringt der Schauspieler seine Meinung in der "BamS" auf den Punkt.

Er selbst habe das "große Glück, einen verständnisvollen Intendanten und sehr wagemutige und unkonventionelle Redakteure an [s]einer Seite zu wissen, die zuallererst gute Filme machen wollen", betont Tukur, der sich andernfalls aber auch schon auf einen Abschied vom "Tatort" vorbereitet wie er in dem Interview mehrfach verdeutlicht. "Ich mache nur das, was ich gern mache und gut finde. Wenn die Ansage von oben käme, die Drehbücher abzumildern, dann würde ich mich herzlich für acht tolle Filme bedanken und Herrn Murot an seinem Hirntumor sterben lassen", heißt es da einmal.

Er werde aussteigen, wenn ein "überzeugendes Drehbuch aus senderpolitischen Gründen abgelehnt oder massiv verändert wird", betonte Tukur zuvor bereits in dem Gespräch mit der "BamS". Er werde aufhören, wenn sein "Tatort" nicht mehr funktioniere, aus welchen Gründen auch immer. "Nur ist es eben leider so, dass bei einigen Fernsehsendern Menschen mitreden, die es besser nicht täten. Da kommen Einsprüche und Ratschläge, die derartig an den Haaren herbeigezogen sind, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.", kritisiert Tukur in diesem Zuge auch "Verantwortungsträger ohne Kompetenz und Erfahrung".