Schon bei der Verkündigung der erste Nominierten für den Deutschen Fernsehpreis zeigte sich, dass inzwischen auch hierzulande das Serienfieber ausgebrochen ist - und tatsächlich waren es dann auch die Drama-Serien, die am Freitagabend bei der Verleihung im Kölner Palladium im Mittelpunkt standen: "Babylon Berlin" und "4 Blocks" lieferten sich bis zum Schluss ein enges Rennen, das die Mammut-Produktion von ARD und Sky letztlich knapp für sich entschied. Vier Preis gingen an "Babylon Berlin", darunter jener in der Kategorie Beste Dramaserie, drei Preise heimste die Mafia-Serie von TNT Serie ein. Gleich zu Beginn des Abends hatte "4 Blocks"-Hauptdarsteller Kida Khodr Ramadan nach seiner Auszeichnung als Bester Schauspieler eine emotionale Dankesrede gehalten.

Immerhin doppelt bedacht wurde die ARD-Miniserie "Das Verschwinden" - hier erhielten Hans-Christian Schmid und Bernd Lange die Auszeichnung für das Beste Buch, Julia Jentsch bekam den Preis als Beste Schauspielerin. Als Beste Comedyserie würdigte die Jury, der in diesem Jahr auch Vertreter der vier Stifter angehörten, den RTL-Erfolg "Magda macht das schon" - für RTL sollte es der einzige Format-Preis des Abends bleiben. Generell war es für die großen Privaten kein allzu rauschendes Fest. Eine Nebenrolle kamen in diesem Jahr den Filmen zu: Als Bester Fernsehfilm wurde die ZDF-Produktion "Eine unerhörte Frau" geehrt, der Preis für den Besten Mehrteiler ging an den SWR-Film "Brüder" und damit auch an die Autorin Kristin Derfler, die mit ihrem Protest im Vorfeld der Verleihung erst dafür sorgte, dass die Autoren doch noch einen Platz im Saal fanden.

Im Unterhaltungsbereich hatte es diesmal mit "Ninja Warrior Germany", "Sing meinen Song" und "The Voice of Germany" kein neues Format in die Nominiertenliste geschafft - hier setzte sich letztlich die Castingshow von ProSieben und Sat.1 durch, die 2012 schon einmal eine Auszeichnung erhalten hatte. "Ich habe noch nie einen Echo gewonnen, aber ich freu' mich umso mehr über den Deutschen Fernsehpreis", scherzte "Voice"-Coach Mark Forster auf der Bühne. Erstmals wurde zudem die "Beste gestalterische Leistung" bedacht: Hier gewann Mark Achterberg für seine Live-Regie bei "Let's dance" und "Germany's next Topmodel" - er stand wenige Minuten zuvor schon bei der Preisvergabe an "The Voice" auf der Bühne und hatte somit am Freitagabend gleich doppelten Grund zur Freude.

Auch Vox wurde mit einem Preis bedacht: Wie schon vor einem Jahr machte "Kitchen Impossible" in der Kategorie "Bestes Factual Entertainment" das Rennen - und Tim Mälzer nutzte die Gelegenheit, um noch ein paar Worte an Moderatorin Barbara Schöneberger zu richten, die er 2017 noch als "Tittending" bezeichnet hatte. "Ich muss hinzufügen, dass sie eine fantastsische Persönlichkeit und einen tollen Charakter hat", sagte der TV-Koch mit Augenzwinkern. Den Preis in der Kategorie "Beste Unterhaltung Late Night" ging an die Sat.1-Show "Luke! Die Woche und ich". Weil Mockridge nicht selbst in Köln sein konnte, machte Schöneberger kurzerhand eine Facetime-Schalte nach Erfurt, wo der Comedian am Freitagabend auf der Bühne stand - eine schöne Überraschung in einer ansonsten an Überraschungen armen Verleihung.

Als Bester Moderator wurde Mockridge dagegen nicht ausgezeichnet - hier heimste Michael Kessler für seine "Kessler ist..."-Sendung mit Wolfgang Bosbach den Preis ein. Nominiert waren hier auch Daniel Hartwich und Sonja Zietlow für ihre Dschungel-Moderationen. Als Beste Comedyshow räumte indes ein echter Klassiker ab: "extra 3" gewann den Preis im 42. Sendejahr und setzte sich gegen die Sketchcomedy "Kroymann" und die "heute-show" durch. Ganz leer ging die "heute-show" allerdings dann doch nicht aus, immerhin gewann ihr 22-jährige Reporter Fabian Köster den Nachwuchspreis. Und ganz überraschend vergab die Jury gleich noch einen weiteren Nachwuchspreis an Louis Klamroth, der seit einiger Zeit bei n-tv talkt und gleich mal einen Wunsch an die Fernsehmacher richtete: "Vielleicht ist das ein Zeichen, auch mal die Jungen ranzulassen."

Beste Information bei RTL II, Mahnung von Gottschalk

Die Beste Information fand die Jury derweil bei RTL II - hier wurde der Politiker-Check "Endlich Klartext!" mit dem Comedian Abdelkarim geehrt. Für den Sender war es der erste Fernsehpreis überhaupt. Chefredakteur Matthias Walter sah die Auszeichnung als Bestätigung für den eingeschlagenen Weg. Er freute sich darüber, dass RTL II als einziger Privatsender der zweiten Generation noch eine eigene Info-Redaktion aufrecht erhält. Im Infotainment-Bereich ging der Fernsehpreis an die "Terra X"-Dokumentation" über 500 Jahre Reformation. Kein Wunder also, dass Moderator Harald Lesch in seiner Dankesrede auch Martin Luther bedachte. Einen weiteren Info-Preis heimste das ZDF ein, indem sich "heute-journal"-Moderatorin Marietta Slomka in der Kategorie "Beste Moderation" gegen Dunja Hayali und Caren Miosga durchsetzte. Der Preis für die Beste Dokumentation ging an die ARD-Produktion "Nervöse Republik". Im Sport-Bereich wurden Matthias Stach und Boris Becker für ihre Tennis-Berichterstattung geehrt - so wie übrigens schon vor einem Jahr.

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Knapp zweieinhalb Stunden dauerte die Verleihung, in die letztlich auch Barbara Schöneberger diesmal nur wenig Glanz bringen konnte - trotz eines gelungenen Auftritts im Stile von "Babylon Berlin" zu Beginn der Show, die zwischenzeitlich arg gehetzt und bisweile erstaunlich unstrukturiert daherkam. Ein paar unterhaltsame Sprüche lieferte Schöneberger aber dennoch. Sie mache die Helene Fischer frei nach Thomas Ebeling - "ein bisschen fett, ein bisschen arm". Und auch eine Anspielung auf die Location konnte sich die Moderatorin nicht verkneifen: Man habe sich verbessert, sagte Schöneberger. "Im letzten Jahr waren wir in einer Mehrzweckhalle in Düsseldorf, heute sind wir in einer Lagerhalle in Köln. Läuft!"

Der Star des Abends war allerdings Thomas Gottschalk, der am Ende mit dem Ehrenpreis der Stifter bedacht wurde und nach der Laudatio von Joko Winterscheidt eine unterhaltsame Dankesrede hielt auch auf die fehlende TV-Ausstrahlung zu sprechen kam. "Viele klagen, dass der Fernsehpreis nicht mehr im Fernsehen zu sehen ist. Jetzt find ich's gar nicht mehr so schlimm, wo ich hier war", so Gottschalk, der zugleich den Verantwortlichen von Sat.1 dankte, die ihn als Ehrenpreisträger ausgewählt hatten. "Die wussten natürlich, dass ich in den letzten Jahren einen Lauf hatte. Ich fürchte, sie haben damit die Planungen des ZDF für das Jahr 2028 durchkreuzt."

In Anspielung auf Marcel Reich-Ranicki, der den Ehrenpreis einst ablehnte, sagte Gottschalk: "Ich gehöre in die Reihe derer, die hier heute ausgezeichnet wurden und ich bin sehr stolz darauf und nehme daher diesen Preis an." Rückblickend sei er froh, "die beste Zeit dieses Mediums erlebt zu haben", so Gottschalk, der ganz zum Schluss auch noch ein paar mahnende Worte an die Branche richtete: "Wir Fernsehmacher haben uns da nicht genügend gewehrt, sind den anderen zu schnell nachgelaufen und haben auch versucht, unser Heil im Netz zu finden. Lasst uns uns auf das besinnen, was wir alle können."

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