Trotz Freilassung und Ausreise wird die türkische Justiz im Sommer einen Prozess gegen den "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel führen. Dieser soll am 28. Juni beginnen, das bestätigte das 32. Strafgericht am Montag gegenüber der dpa. Yücel war am Freitag nach einjähriger Untersuchungshaft überraschend freigelassen worden, insgesamt saß der Journalist 367 Tage in türkischer Haft. Yücel verließ daraufhin sofort das Land - laut "SZ" war das eine der Bedingungen der türkischen Regierung.

Ein Gericht hatte am Freitag die Freilassung Yücels angeordnet, gleichzeitig aber auch eine Anklageschrift der Staatsanwaltschaft angenommen. In dieser wird dem Journalisten unter anderem "Terrorpropaganda" und "Volksverhetzung" vorgeworfen, "Spiegel Online" berichtete über die Anklage und bezeichnete diese als "Bankrotterklärung für den türkischen Rechtsstaat". So gebe es keine wirklich Beweise, die Justiz führe vor allem seine in der "Welt" erschienenen Texte als "Beweise" an.

Yücel landete noch am Freitag in Berlin, verließ das Land kurz darauf aber wieder. "Ich bin nicht in Deutschland. Aber ich bin unter Freunden", twitterte er. In einer kurzen Videobotschaft erklärte er zudem, dass er immer noch nicht wisse, wieso er 2017 überhaupt festgenommen worden sei. "So wie meine Verhaftung nichts mit Recht und Gesetz und Rechtsstaatlichkeit zu tun hatte, hat auch meine Freilassung nichts mit alledem zu tun", so Yücel.

 

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