Der Ausbau des Digital-Geschäfts macht sich für Bertelsman bezahlt: Der Konzern verbuchte das stärkste organische Wachstum seit fünf Jahren. Allzu große Sprünge machte Bertelsmann zwar trotzdem nicht, das organische Wachstum betrug aber immerhin 1,7 Prozent. Alles in allem zog der Umsatz um 1,4 Prozent auf nun 17,2 Milliarden Euro an. Maßgebliche Treiber waren die RTL Group, das Musikunternehmen BMG, das erstmals mehr als 500 Mio. Euro umsetzte, die Dienstleistungstochter Arvato sowie die in der Bertelsmann Education Group gebündelten Bildungsaktivitäten.

Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ("Operationg EBITDA") übertraf den Rekordwert des Vorjahres noch um 70 Millionen und lag nun bei 2,64 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis überstieg den Vorjahreswert ebenfalls und lag mit 1,2 Milliarden Euro so hoch wie seit 2006 nicht mehr. Dazu trugen neben dem besseren operativen Ergebnis ach geringere Sondereinflüsse als noch 2016 bei.

Vorstandschef Thomas Rabe zeigte sich dementsprechend zufrieden: "Bertelsmann ist heute so wachstumsstark und profitabel wie seit Jahren nicht; wir wachsen verstärkt aus eigener Kraft. Treiber dieser Entwicklung sind dabei unsere Wachstums- und Digitalgeschäfte, in die wir in den vergangenen Jahren 4,6 Milliarden Euro investiert haben. Unsere Geschäftszahlen für 2017 verdeutlichen einmal mehr, dass sich dieser Ausbau bezahlt macht. Beinahe die Hälfte unseres Umsatzes kommt aus digitalen Geschäften – Tendenz steigend. Das Unternehmen wird kontinuierlich wachstumsstärker, digitaler, internationaler und diversifizierter. Diese Entwicklung setzen wir in den kommenden Jahren durch weitere Investitionen sowie verstärktes organisches Wachstum fort."

Die als "wachstumsstark" klassifizierten Geschäfte machen nun 32 Prozent des Umsatzes aus, 2011 waren es erst 20 Prozent. Dazu werden die Digitalaktivitäten der RTL Group sowie von Gruner + Jahr, Fremantle Media, BMG, die Logistik- und Finanzdienstleistungsgeschäfte von Arvato sowie die Bertelsmann Education Group gezählt. Der Umsatzanteil strukturell rückläufiger Geschäfte liegt inzwischen bei nur noch 4 Prozent. Auf die Digitalaktivitäten entällt inzwischen 46 Prozent des Umsatzes, 2011 waren es noch 30 Prozent.

Bertelsmann hat im vergangenen Jahr auch mehr investiert: Die wirtschaftlichen Investitionen stiegen von 1,3 auf 1,8 Milliarden Euro, etwa für den Erwerb weiterer Anteile an Penguin Random House und die Komplettübernahme von SpotX. Bertelsmann beteiligte sich über seinen Investment-Arm auch an mehr als 40 innovativen Unternehmen. Das führte allerdings auch zu einer Erhöhung der Nettofinanzschulden von 2,6 auf 3,5 Milliarden Euro, die weiter gefassten wirtschaftlichen Schulden stiegen auf 6,2 Milliarden Euro. Der bereinigte Operating Free Cash Flow stieg dagegen auf 1,82 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,80 Mrd. Euro).

Zu den einzelnen Segmenten: Bereits bekannt war, dass die RTL Group vor allem dank der Mediengruppe RTL Deutschland und der französischen Groupe M6 den Umsatz weiter um 2,2 Prozent auf den Rekord von 6,4 Milliarden Euro steigern konnte. Das Operating EBITDA erreichte nach einem Plus von 5,2 Prozent ebenfalls einen Rekord von 1,4 Milliarden. Gruner + Jahr machte zwar aufgrund des Verkaufs der Verlagsaktivitäten in Spanien und Österreich nur noch 1,5 statt 1,6 Milliarden Euro Umsatz, trotzdem stieg der operative Gewinn um 6,2 Prozent auf 145 Millionen Euro an. In Deutschland wurden sowohl Umsatz als auch Gewinn gesteigert, weil die Steigerungen im Digitalgeschäft die leichten Rückgänge im Print-Geschäft übertrafen.

Die Musiktochter BMG verzeichnete ein deutliches Umsatzplus von 21,8 Prozent auf 507 Millionen Euro. Auch der operative Gewinn zog hier um 9,5 Prozent auf 104 Millionen Euro an. Das Buchgeschäft von Pengiun Random House entwickelte sich vom Umsatz her stabil (3,36 Milliarden Euro, der operative Gewinn war leicht Rückläufig und lag bei 521 Millionen Euro. Arvato konnte den Umsatz um 1,6 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro steigern. Aufgrund von "Herausforderungen in einzelnen Märkten und Branchen sowie hoher Anlaufkosten für Neugeschäfte" sank das Operating EBITDA aber um 10 Prozent auf 320 Millionen Euro. Ein Umsatz-Minus von 1,6 Prozent verzeichnete die Bertelsmann Printing Group, der operative Gewinn sank um 2,3 Prozent auf 118 Millionen Euro. Und das Bildungsgeschäft konnte den Umsatz deutlich um 32,6 Prozent steigern, macht mit 189 Millionen Euro aber noch den kleinsten Teil von Bertelsmann aus.  Anders als im Vorjahr gab's hier operativ diesmal auch einen kleinen Gewinn von 3 Millionen Euro.